Weekly Update KW42

Gedanken: Wir müssen über Abtreibungen reden. Dass der Papst nur ein gruseliger, alter Mann ist, der es irgendwie geschafft hat, sich aus dem Mittelalter in unsere heutige Zeit zu beamen, ist jawohl klar, oder? Über diesen traurigen Tattergreis müssen wir wohl nicht genauer diskutieren. Dafür möchte ich gerne über die Ärztin Kristina Hänel schreiben. Die wurde jetzt auch in zweiter Instanz schuldig gesprochen (und genau das wollte sie bewirken), aufgrund von „Werbung für Schwangerschaftsabbrüche“ (und noch einmal, wie bescheuert ist allein die Anschuldigung? Für absolut niemanden ist eine Abtreibung ein Hobby. Niemand denkt sich ‚hey, am Wochenende könnte ich mal wieder eine schöne Abtreibung machen und danach ’nen leckeren Smoothie trinken), denn sie hat auf ihrer Website darüber informiert, dass sie Schwangerschaftsabbrüche durchführt.

Das darf man im Jahr 2018 im ‚modernen‘ Deutschland nämlich nicht. Es sollte für Frauen einfach gar keine Möglichkeit geben, sich über die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruches zu informieren oder überhaupt zu wissen, an wen ich mich wenden kann. Wir reden hier vom Paragraph 219a des Strafgesetzbuch – ein Gesetz, von Männern verfasst, um in die Bestimmung der Frauen über ihren eigenen Körper einzugreifen.

Kristina Hänel kämpft weiter. Gegen Diskriminierung und für die Würde der Frau in einer Welt voll äußerst skurriler Männer, die sich das Recht herausnehmen, über den Körper und das Schicksal einer Frau bestimmen zu wollen. „wenn Männer abtreiben könnten, gäbe es dafür mittlerweile Jochen Schweizer Gutscheine“ hat mal wer geschrieben, aber solange die Sache einen selbst nicht persönlich betrifft, kann man die Klappe mal schön aufreißen.

So muss sich Hänel für ihren Kampf einer Menge Hassposts und Besserwissern stellen, aber sie zieht’s durch und will vor das Bundesverfassungsgericht ziehen, um den Paragraphen abzuschaffen. „Sie müssen das Urteil tragen wie einen Ehrentitel im Kampf für ein besseres Gesetz.“ sagte der vorsitzende Richter Johannes Nink und für mich ist Hänel eine moderne Heldin, die unseren größten Respekt verdient hat, denn sie kämpft für uns alle.

What happened: Bei Twitter wurde mir mal wieder ein äußerst bizarrer Bild-Artikel in die Timeline gespült. Dieses mal haben sich Bild-‚Journalisten‘ dazu entschieden, mal in die USA zu fliegen und den Menschen dort auf den Sack zu gehen und haben die Nachkommen von Hitlers Halbneffen ausfindig gemacht und belagert. Wie unglaublich bescheuert das auch ist – dieser Artikel der Vice dazu ist wirklich göttlich. Und das Interview von Postillon mit der Großnichte des Schwippschwagers der Nachbarin von Hitlers Steuerberater eine wahre Sensation!

New in: Ich habe jetzt endlich mit Yoga angefangen. Nachdem ich es mir seit etwa 3 Jahren vornehme, habe ich den Anfang gewagt, wohl auch, weil ich bei Youtube eine wirklich angenehme ‚Yoga-Lehrerin‘ gefunden habe, die ein ‚30 Days of Yoga‚ gedreht hat. Ich habe erst ein paar Tage hinter mir und will nicht zu große Töne spucken, aber es ist ein gutes Gefühl, endlich mal etwas gegen meine Steifheit zu tun, ich bin nämlich eher so Level Sheldon. Das schöne ist, dass man kaum Geräte braucht, sondern maximal eine Yogamatte. Weil ich nur eine 1,20m Fitness-Matte habe, die ich vor vielen Jahren sehr günstig bei TK-Maxx erworben habe und bei 80% der Übungen wegrutsche und umfalle, habe ich mir jetzt diese hier bestellt. Jetzt wird’s also ernst: Ich habe Geld investiert!

In den Medien: Gerade wird immer mal wieder dieses Video einer Youtuberin von Influencern herumgeschickt. Ich bin da ein bisschen zwiegespalten. Es geht darum, dass das Morgenmagazin eines bekannten Trash-Senders einen selbsterkorenen „Experten“ eingeladen hat, der die Gehälter von Influencern schätzt. Dass der Beitrag wenig gehaltvoll ist, sehe ich en, allerdings empfinde ich im Grunde ähnlich, beim Beitrag der Youtuberin. Ich weiß, dass man sich bei Kritik an Influencern oft auf dünnem Eis befindet, weil das gar nicht gerne gesehen wird und in der Regel als ‚Gehate‘ abgestempelt wird, aber mir ist das wichtig. Gerade bei diesen Reichweiten muss es Gegenstimmen geben. In dem Video der Youtuberin gehen die Erklärungen unter anderem von „Wir müssen uns selbstständig um unsere Miete, Auto, Essen, Krankenversicherung kümmern“ (Ja, das ist in der Regel vielleicht bis auf die Krankenversicherung auch bei Angestellten nicht anders, das nennt man einfach Erwachsen sein) bis „wenn ich nichts mache, krieg ich kein Geld“ (Auch das ist, ich würde mal schätzen in 95% der Angestellten-Verhältnisse so und auch für Selbstständige gibt es Arbeitsunfähigkeitsversicherungen).

Dann wird aufgezählt, wie aufwendig die eigens geplante Tour ist. Eine Verkaufstour übrigens, die das Ziel hat, Kleidung an überwiegend minderjährige Anhänger zu verkaufen. Ich glaube, der Kritikpunkt ist ein wenig falsch gewählt. Es geht hier nicht darum, ob diese „Influencer“ tatsächlich arbeiten, sondern wofür die arbeiten. Da wird mit hochgezogenen Augenbrauen erzählt, dass man ja tausend Projekte hat und 2 Touren und 6 Kollektionen bewältigen würde und sie sagt es schon selbst: Das ist keine Aufklärungstour, da werden keine lebensrettenden OP’s durchgeführt, sondern Klamotten verkauft. Es würde definitiv niemandem schaden, würde diese Tour nicht stattfinden. „Aber ich schade euch dadurch nicht, ich empfehle ich guten Gewissens Dinge, die ich wirklich mag und die mir am Herzen liegen“ und diese junge Frau ist wohlgemerkt die gleiche, die Diätpillen an ihre zum großen Teil minderjährigen Follower empfiehlt. Vielleicht finde ich es einfach schwer, einer Person zu glauben, die Carb Blocker empfiehlt und tue mich deshalb so schwer mit dieser „Richtigstellung“ eines zugegeben sehr schlechten Beitrags vom dubiosen Frühstücksfernsehen. Vielleicht tue ich der jungen Frau auch völlig unrecht und sie setzt sich für wirklich wichtige Themen ein, die einfach völlig an mir vorbei gingen. Dann freue ich mich, wenn ihr mich aufklären könnt. Ich habe schon einmal über ganz ähnliche Gedanken bezüglich der Influencer-Szene und ihrer anstrengenden Arbeit geschrieben. Den Beitrag findet ihr hier.

Tweets of the week:

4 Comments

  • Krissi
    2 Jahren ago

    Super schöne Bilder! Ich finde es auch krass, dass die Ärztin tatsächlich verurteilt wurde. Unfassbar. In unserer ach so modernen Welt sind doch noch einige extrem extrem altmodische Dinge/Gesetze verankert….

    Das mit der Influencer Gehäter Sache habe ich gar nicht so stark mitbekommen und mir auch das Video dazu noch nicht angeschaut. Muss ich aber mal nachholen…

    Ganz liebe Grüße,
    Krissi von the marquise diamond
    https://www.themarquisediamond.de/




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  • Kathi
    2 Jahren ago

    Ich liebe Yoga with Adriene auch total. Durch sie hab ich überhaupt angefangen, mich zu bewegen haha
    Überhaupt gefallen mir deine Weekllys von allen, die man so liest am besten – ich finde es so gut, dass du dich mit politischen Themen beschäftigst, gute Artikel verlinkst und zum Nachdenken anregst. Freu mich jede Woche drauf
    Liebe Grüße,
    Kathi




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    • Jana
      2 Jahren ago

      oooh vielen dank, das freut mich!




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  • Merle
    2 Jahren ago

    Das Bild ist wirklich gut gelungen, tolle Idee! Könnte man gut für eine Kampagne verwenden, finde ich




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