New York, London, Mailand, Paris – das ist der Fashion Week Marathon mit den wichtigsten Terminen. Die ‚Big Four‘ und jeder Fashionblogger, der etwas auf sich hält, lässt sich auf mindestens einer der Fashion Weeks blicken. Zu spontan geschätzten 90% geht es dort in erster Linie darum, ich blicken zu lassen und dem Publikum zu zeigen, dass man auf einer Fashion Week ist und zu 10% darum, zu schauen, welche Trends uns bald erwarten werden. Und hier liegt das Problem.
Auf den Schauen, die jetzt gerade statt finden wird nicht das gezeigt, was wir demnächst tragen werden. Es werden die Kollektionen für den nächsten Herbst und Winter gezeigt. Ein Designer, zeigt eine Kollektion, die so lange entfernt ist, dass die meisten vermutlich in spätestens 3 Monaten vergessen haben, worum es eigentlich nochmal ging und was es überhaupt zu sehen gab, denn welche Privatperson interessiert sich gerade für den Wintermantel im nächsten Jahr, wenn der Frühling gerade direkt vor der Tür steht?
Blogger und Social Media Leute werden auf der Fashion Week nicht unbedingt von jedem mit offenen Armen empfangen. Im Gegenteil: Es gibt so einige, die ihre Abneigung gerne und oft zeigen. Das kommt aber nicht unbedingt von irgendwoher. Der Reiz bei Blogs liegt ja gerade darin, dass ich mehr oder weniger live posten kann, was ich will. Es gibt keine Ausgaben, die Monate im Voraus geplant werden, meistens nicht einmal einen kurzfristigen Redaktionsplan. Während Redakteure sich Schauen angucken, um die Ausgaben in Monaten vorzubereiten, zeigen wir Blogger den Lesern, was es den Winter nach diesem Winter zu kaufen geben wird und noch lange nicht verfügbar ist.
Das ist der Grund, wieso viele Leute sagen, Blogger haben auf der Fashion Week, insbesondere auf Schauen eigentlich nichts zu suchen. Und ich kann es nachvollziehen. Eigentlich sind Schauen vor allem an Einkäufer gerichtet, bestenfalls für einige Redakteure interessant und plötzlich wurde daraus ein Spektakel, das viele nicht ganz verstehen und überfordert. Es geht um Selbstinszenierung – Prominente machen Selfies von sich in der Front Row und es warten mehr Fotografen auf Menschen vor der Show als auf die Kleidung in der Show und der Fokus verliert sich in eine komplett andere Richtung.
Es gibt meiner Meinung nach zwei logische Konsequenzen: Nummer eins wäre, dass sich Blogger langsam wieder von der Fashion Week entfernen. Mittlerweile sind die Fashion Weeks geradezu überfüllt von Bloggern. Die Zahl derer, die an diesem Event teilnehmen, hat meiner Meinung nach gerade einen Peek erreicht. Große Blogger wie Andy von Stylescrapbook verbringen ihre Zeit lieber in Los Angeles statt in den Front Rows von Mailand und Paris. Irgendwie scheint die Teilnahme an der Fashion Week nichts besonderes mehr zu sein. Jeder, der nur eine bestimmte Zahl an Instagram Followern hat, ist herzlich eingeladen. Und damit bleiben in Zukunft vermutlich auch immer mehr Blogger Zuhause oder irgendwo anders in der Weltgeschichte, wo es ein wenig exklusiver aussieht.
Die andere Alternative wäre, dass die Brands sich dem Zeitgeist anpassen. Burberry war vor ein paar Wochen in aller Munde: In Zukunft wird man alle Kollektionen, die während der Show zu sehen sind, gleich kaufen können. Werbekampagnen werden direkt nach der Show live geschaltet und die Sachen sind sofort in den Schaufenstern zu finden. Designer und Brands fangen an, sich Gedanken zu machen und sich mehr an dem Konsumenten selbst zu orientieren. Das hat zur Folge, dass Blogger und Social Media Stars plötzlich einen komplett anderen, wertvolleren Stellenwert haben.
Das wären meine zwei Prognosen, auf die es meiner Meinung nach kurz- oder langfristig hinauslaufen wird. Ich halte das Prinzip von saisonunabhängiger Mode für unwahrscheinlich schlau und dem Zeitgeist entsprechend und bin mir fast sicher, dass viele Brands nachziehen werden. Ich glaube, dass die Fashion Week damit aber auch zwangsweise ein weniger seiner „Magie“ verliert und damit all die besonderen, einzigartigen Persönlichkeiten, die man sonst dort antreffen kann. Ob ich selbst etwas auf der Fashion Week verloren habe? Da bin ich mir nicht einmal sicher…
20 Comments
Von der Seite her habe ich das noch gar nicht gesehen! Danke für diese sehr gute Reflexion, da bin ich jetzt gespannt, wie sich das mit den Bloggern auf den FW entwickelt.
xx Rena
http://www.dressedwithsoul.com
Ein wirklich interessanter Post.
Von dieser Seite habe ich das ganze noch gar nicht betrachtet.
Regt auf alle Fälle zum Nachdenken an.
Alles Liebe
Hannah
Ich habe mich ohnehin immer etwas gewundert – ich hielt Blogger immer eher für die individuelle „Praxis“ der Mode (also das, was du auch als live bezeichnest) wohingegen Fashion Weeks die (auch zeitlich ferne) „Theorie“ zeigen, die Branche, die Industrie, die Wirtschaft.
Und eigentlich ist auch genau das der Grund, weshalb ich viele Blogs lese, aber mir kaum Zeitschriften wie die Vogue oder Harper´s Bazaar kaufen mag.
Klar, man braucht immer wieder mal neue Inspiration, aber dazu braucht man doch keine Fashion Week, oder?
Du hast eigentlich völlig recht. Für Content ist es eigentlich nur für Fachleute interessant. Meistens gehen Blogger vor allem auf die Fashion Week, um Kontakte zu knüpfen oder viele mittlerweile, weil sie hoffen, von jemandem fotografiert zu werden. Um die Mode geht es meiner Meinung nach nur noch wenig…
Für die Blogger bestimmt immer wieder nett und schön, denn so einiges wird gesponsert und finanziert Allerdings glaube ich kaum, dass hier Follower sind, die diese überteuerte Mode überhaupt kauft. Auch wenn es von Bloggern gepostet wird. Man kann schauen und staunen, vielleicht spart man mal auf ein Teil, aber die Menge wird sich nichts kaufen. Also kein Profit für die Modelabels. Scheint wirklich im Moment ein Trend zu sein….die Blogger promoten sich selbst, tauchen ein in höhere Spähren und dank der Follower kommt der Ruhm. Designer, Einkäufer, Werbeagenten sind wohl eher die passenden Gäste einer Modewoche…
hm, ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Sachen schon gekauft werden. Die Leser werden ja mit einem älter und bestimmte Marken auf einmal interessanter. Aber das Problem ist ja auch, dass ich die Sachen nicht einmal kaufen kann, weil sie noch lange nicht verfügbar sind…
Ein sehr ehrlicher Post, jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass ich jemals dorthin fahren werde nur, um mich blicken zu lassen. Das Ganze macht mir einfach viel zu viel Spaß
Liebste Grüße,
Franziska
Als nicht-Fashion-Insider schienen für mich die Fashion Weeks eher tatsächlich „Show“ zu sein. Wer kann besser, höher, weiter. Wie Olympia für Mode irgendwie. Ja und diese Zeitverschiebung fand ich auch immer verwirrend. Na gut, wer Geld spaaren will kauft anti-zyklisch also wenn man hört, dass laut Fashion Week nächsten Winter Daunenjaken statt Wollmäntel (oder so) in sind dann könnte man sich natürlich schonmal vorbereiten. Der Hacken ist ja, wie du sagst, dass man dann im Laden nicht wirklich fündig wird.
Deine Prognose zur zeitloser Mode fände ich auch sehr wünschenswert!
Als Blog-Leser bin ich auch eher jemand der die Fashion Week reviews eher überspringt. Zu teuer, zu extravagant. Aber da kommt es vielleicht auf den Blogger und seine Leserschaft an.
Der post hat mir sehr gefallen, ich freue mich immer über solche etwas nachdenklichen Texte von dir! Liebe Grüße!
Jedes Jahr das gleiche Thema! Wenn man zur Fashion Week eingeladen wird & es liebt dort zu sein, dann sollte man das tun egal ob andere meinen das man es nicht verdient habe. Ich würde über derartige „luxus-probleme“ keinen Gedanken verschwenden. Wirklich neu ist das Thema nicht da es jedes Jahr von unzähligen Blogger durchgekaut wird…
Ich persönlich überspringe im übrigen fashion week posts meist oder überfliege sie, da es für mich eher eine unnötig veranstaltung ist. Klar ich liebe Mode, aber bezahlen könnte ich die dort gezeigte sowieso niemals.
Finde ich sehr gut, dass du das Thema aufgreifst! Ich finde das momentane System auch ziemlich veraltet – denn welche Privatperson schaut jetzt schon nach Winterkleidung für die nächste Saison? Mit dem steigenden Social-Media Hype werden sich bestimmt einige Marken ein etwas anderes, zeitnaheres Modell überlegen. Burberry macht den Anfang!
xo Stefanie
http://www.thefashionrose.com
Liebe Jana,
toller Beitrag, durch Social Media hat sich einfach die Welt verändert, in wie immer zwei verschiedene Richtungen. Man kann darüber schimpfen aber auch jeden Volldepp der irgendwie dadurch zu Ruhm gekommen ist hofieren. Ich denke auch hier liegt der gute Weg wohl in der Mitte, denn Veränderungen muss man sich anpassen und das ist auch ok. Und die Brands die darauf reagieren haben meiner Meinung nach den Zahn der Zeit erkannt.
Liebst,
http://www.madlenboheme.com
Interessante Reflexionen, ich finde aber in jeder Fashion Week spannend zu sehen, wie manche Bloggers sich anziehen, das ist immer eine tolle Inspiration.
LaMelenaDeLeón
Ich frage mich ehrlich gesagt immer, wer sich darüber beschwert, dass so viele Blogger auf den Fashion Weeks rumlaufen und wem sie damit eigentlich im Weg sind?! Vor ein paar Jahren hat es doch bestimmt so damit angefangen, dass sich einige Designer dachten, die bekannten Gesichter in die Front Row zu stecken, um ihrem Label einen hippen Touch zu geben und Publicity zu bekommen. Vielleicht ist das in den letzten Jahren etwas ausgeartet, aber wenn das einzige Problem darin besteht, dass sich einige Menschen dann nicht mehr so wichtig fühlen, weil jeder 08/15 Instagramer eingeladen wird, kann ja nicht der einzelne Blogger/Instagramer dafür was, sondern die Person, die diese einlädt.
Die Idee von Burberry finde ich übrigens sehr gekonnt. In Zeiten in denen die Shows live bei Snapchat mitgefilmt werden, ist das herkömmliche Modell so langsam wirklich veraltet. Da nimmt Burberry wirklich eine Vorreiterrolle ein und ich bin schon gespannt darauf, ob es sich auszahlen wird
Liebst ♥
Lea Christin
@Lea Christin, naja ich denke was Jana schon ansprach: die Blogger sind den Redakteuren im „Weg“. Ein Blogger kann quasi LIVE von der Fashion Week berichten und hat so seinen Blog immer Uptodate. Die Redakteure bringen erst im nächsten Monat die neusten Trends in ihrem Magazin auf den Markt. Das lesen dann vielleicht weniger und deswegen sind die Blogger vielleicht ein Dorn im Auge der Redakteure. Wobei ich persönlich sagen muss, dass ich sowohl Blogs gerne lese, aber auch noch Printmedien kaufe. Das ist halt einfach nochmal was anderes und ich liebe Zeitschriften, aber das ist ein anderes Thema
Ich denke halt einfach dass das zum Lauf der Zeit gehört, dass Blogger auf Fashion Weeks unterwegs sind und deswegen ist es irgendwo ok. Dass Fashion Weeks dadurch nicht mehr das sind, was sie mal waren weil jeder „Hinz und Kunz“ dahin kann ist halt irgendwie schade. Für mich war früher so die Fashion Week immer DAS Event um mal übelst abgedrehte Mode zu sehen, die man so im Laden gar nicht kaufen kann. Naja, ich bin auch gespannt in welche Richtung sich das entwickeln wird… irgendwem wird immer irgendwas neues Abgedrehtes einfallen.
Echt interessanter Artikel! Also ich selbst liebe dieses Fashion Week Spektakel, aber es stimmt schon, richtig relevant ist es für den Blogger nicht. Für den Leser ist es ein bisschen wie Schaufenster-Shoppen – gucken, nicht anfassen geschweige denn kaufen. Das Konzept, Mode direkt kaufen zu können, finde ich auch nicht schlecht. Wie du gesagt hast, bis zum Winter haben wir eh alle Trends wieder vergessen…
xx
http://www.thefashionplaybook.de
Genau für solche Beiträge find ich dich einfach Spitze, Jana
Das gibt so einen Denkanstoß, und dass obwohl ich mich jetzt lange nicht so für die Mode interessiere wie du !
Wirklich spannend, was du da für Gedanken hast, und ich bin gespannt in welche Richtung es geht.
Aber ich glaub doch eher die zweite Variante wird eintreffen – da Blogger echt schon einen großen Stellenwert eingenommen haben !
Liebe Grüße,
Vivi
vanillaholica.com
ooh, vielen dank
Schöner Post. Ich persönlich denke schon, dass Blogger etwas auf der Fashion-Week zu suchen haben. Auch wenn es die Kollektionen noch lange nicht zu kaufen gibt ist es für die Leser sicherlich trotzdem interessant zu sehen, was demnächst so getragen werden wird.
Ich möchte auf jeden Fall mal auf eine FW, am allerliebsten in NY.
Ganz liebe Grüße,
Krissisophie von the marquise diamond
http://themarquisediamond.de/
Ich habe das Gefühl, dass Mode allgemein aus allen Rahmen ausbricht und unabhängiger wird… Ob es saisonunabhängige Kollektionen sind oder genderunabhängige bzw. Unisex-Klamotten. Ich selbst bediene mich sowieso bei Herren-, Kinder- und Frauenabteilungen und versuche auch sommerliche Kleidung im Winter zu tragen und umgekehrt :))
Liebst, Charlotte von Come as Carrot
Sehr interessanter Post, ich finde es gut, dass du das Thema auch von der Seite beleuchtest
Allerliebste Grüße,
HOLYKATTA || INSTAGRAM