Am Montag war ich Karneval feiern. Das erste mal seit bestimmt 10 Jahren. Ein schnelles, günstiges Kostüm war schnell gefunden und so stand ich also fertig verkleidet mit Kittel und Stethoskop im Wohnzimmer und meine Mutter fragt mich „ach, du verkleidest dich als Krankenschwester?“. Das war keine Wertung, sondern einfach der erste Begriff, der ihr eingefallen ist, als sie mich sah. Krankenschwester war ein viel naheliegenderer Begriff als Ärztin und ich kann’s nachvollziehen.
Ich wurde immer ziemlich frei erzogen und durfte meine Hobbys und Interessen selbst wählen. Trotzdem entschied ich mich damals für das Reiten. Meine Freundinnen haben geritten und das wollte ich eben auch. Und ich wollte Barbies und Kleider und all den „typischen“ Mädchenkram. Das ist erstmal nicht weiter schlimm, aber wenn man ein bisschen weiter denkt, ist das auch gar nicht so unlogisch. Ich hab’s täglich im Fernsehen und in der Werbung gesehen: Frauen die gefeiert wurden, weil sie wunderschön waren und Männer, denen Respekt gezollt wurde, weil sie etwas zu sagen hatten.
Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich dachte, dass ich im Grunde die perfekte Pilotin werden könnte. Ich hatte außergewöhnlich gute Augen und nicht einmal einen Anflug von Höhenangst. Außerdem war der Gedanke, um die Welt zu reisen und eine so große Maschine durch die Luft zu befördern wahnsinnig aufregend. Aber dann wurde mir gesagt, es gäbe keine weiblichen Piloten. Ich könnte Stewardess werden, das sei ein typischer Frauenberuf und was soll ich sagen? Sie hatten recht. Ich konnte es nicht einmal dementieren – es gab nunmal keine weiblichen Piloten und selbst heute liegt der Frauenanteil im Luftfahrverkehr bei 7 Prozent.
Wenn junge Mädchen keine weiblichen Vorbilder haben, ist es dann überhaupt möglich, auf eine Gleichberechtigung hinzuarbeiten? Der 08.3. ist ab diesem Jahr in Berlin ein Feiertag und er steht im Zeichen der Frau. innogy nimmt diesen Tag als Anlass, um über Geschlechterungerechtigkeit im Beruf und Frauenquoten zu sprechen und für ein Unternehmen, das sich die Besetzung von Frauen in Vorstandspositionen auf die Agenda gesetzt hat, ist dieser Tag nicht nur die perfekte Bühne um aufzuklären und Aufmerksamkeit zu schaffen, sondern auch zu zeigen, dass Änderung möglich ist, wenn man tatsächlich an Gleichberechtigung und den positiven Effekt von Diversität in einem Unternehmen glaubt.
innogy sagt, dass gerade die Vielfalt von Männern und Frauen unterschiedlichen Kulturen, Nationen und Generationen dabei helfen, die unterschiedlichen Bedürfnisse zu erkennen und zu verstehen. Man profitiert vom Austausch und lernt dazu. Deshalb wurden klare Ziele formuliert, was die Zukunft des Unternehmens und seine Mitarbeiter angeht: 35% der Mitarbeiter sind weiblich und der Anteil an weiblichen Führungskräften ist von 4% auf aktuell 35% gestiegen. Durch eine Besetzungsquote bei Führungspositionen auf den obersten Management-Ebenen von 40 Prozent soll der Frauenanteil auch in Zukunft steigen. Hier könnt ihr noch weitere Informationen zu diesem spannenden Thema finden und auf den Social Media Plattformen gibt es heute den ganzen Tag neue Themen und Fragen, bei denen ihr aktiv mitdiskutieren könnt.
Und um Bewusstsein zu schaffen, dass Frauen in Führungspositionen noch immer eine Rarität sind und es in vielen Bereichen nach wie vor Vorurteile gibt, hat innogy 10 Fragen zu diesem Thema gestellt, die ich im Zuge dieser Kooperation so aufrichtig ich konnte beantwortet habe und auf deren Beantwortung durch euch ich schon sehr gespannt bin. Wie steht ihr zu den Fragen und zur Frauenquote? Und hat jemand von euch bereits ein oder mehrere Kinder und kann von seinen persönlichen Erfahrungen in Bezug auf die Arbeit berichten? Ich bin gespannt!
1. Wie kommen Paare aus dem Teufelskreis „Wer weniger verdient, geht in Teilzeit / wer in Teilzeit geht, verdient weniger“?
Ich finde es durchaus nachvollziehbar, dass die Person, die eben weniger verdient, als das andere Elternteil, sich um das Neugeborene kümmert. Für viele ist das aus finanziellen Gründen auch die einzige sinnvolle Lösung. Ich glaube, was vor allem vielen Müttern noch immer erschwert wird, ist der Wiedereinstieg. Grundsätzlich muss auf das Recht in Teilzeit zu gehen auch das Recht wieder in Vollzeit zu gehen folgen, sodass die Teilzeitphase des Elternteils, die für die Kindererziehung gedacht ist, wirklich eine planbare Phase bleibt. Aber ich sehe auch, wie Freunde von mir darum bangen, überhaupt einen Kitaplatz zu ergattern. Eine ausreichende Abdeckung von Kinderbetreuungsplätzen mit flexiblen Zeiten, welche an die Berufsrealitäten der Elternteile orientiert sind, ist meiner Meinung nach ein großes Muss.
2. Was müsste Eurer Meinung nach passieren, damit in Eurem Betrieb Männer und Frauen die gleichen Chancen auf eine Beförderung bekommen?
Menschen bevorzugen vor allem Menschen, die ihnen ähnlich sind und das bezieht sich auch auf’s Geschlecht. Männer befördern in der Regel eher andere Männer, ganz einfach deshalb, weil sie sich in ihnen wieder erkennen. Solange nur ein kleiner Prozentsatz an Frauen in einem Unternehmen arbeitet, haben sie einen Außenseiterstatus. Dieser führt dazu, dass auf die wenigen Frauen ein besonderes Augenmerk gelegt wird. Die Erwartungshaltung ist höher und der Leistungsdruck steigt. In meinen Augen kann man diesen Teufelskreis des weißen Manns als Stereotyp für eine Führungskraft nur durchbrechen, indem man eine Frauenquote einführt.
3. „Frauen bewerben sich erst auf eine höhere Position, wenn sie zu 100 % die Anforderungen erfüllen, Männern reichen 60,“ –das zitiert die Süddeutsche Zeitung aus einer Studie von Hewlett Packard. Woran liegt das Eurer Meinung nach?
Ich bin nicht wirklich typisch für diese Studie, weil ich schon mein ganzes Leben lang eher forsch als vorsichtig war und durch diesen Satz muss ich direkt zurückrudern und zugeben, dass auch ich von Vorurteilen betroffen bin, die mich mein ganzes Leben als Frau begleiten. Welcher Mann würde sich selbst als forsch bezeichnen, wenn er sagt, er ist selbstbewusst genug, sich auch für Positionen zu bewerben, deren Anforderungen er nicht zu 100% erfüllt? Ich denke, das Rollenverständnis der Frau ist nach wie vor immer noch so tief verankert, dass zumindest unsere Generation sich nie ganz davon lösen kann. Jungs, die laut sind, sind mutig und selbstbewusst. Mädchen, die genau so laut sind, sind zickig und hysterisch. Ich habe Freundinnen, die unglaublich intelligent und kompetent sind aber einfach nicht gesehen werden, weil sie eben nicht so laut sind.
4. Wie habt Ihr Vorurteile gegenüber Frauen auf der Arbeit schon selbst erlebt?
Ich blogge und so ziemlich jeder Mensch, den ich neu kennen lerne, ist davon überzeugt, dass ich ausschließlich über Mode und Schminke schreibe. Ich frage mich, wie viele Menschen das gleiche denken würden, wenn ich ein Mann wäre.
5. Wie können Männer stärker in das Thema Chancengleichheit für Frauen einbezogen werden?
Ich glaube, gerade für Männer ist es wichtig, zu verstehen, was Chancengleichheit bedeutet, auch im Hinblick auf das männliche Geschlecht. Es geht eben nicht um das Ende des weißen Mannes an sich, sondern um das Ende des weißen Mannes als Stereotyp. Das Ziel ist es, dass es auch einen Chef geben kann, der weiblich ist und/oder eine andere Hautfarbe oder Herkunft hat, ohne dass das gleich besonders ist und das ist momentan nicht gegeben. Angela Merkel verkündet, dass die neue Chefin der CDU Annegret Kramp-Karrenbauer sein wird und in sämtlichen Medien lese ich das Wort Matriarchat. Ich bin mir sicher, dass bei einem gleichen Szenario mit Männern niemand von einem Patriarchat gesprochen hätte. Chancengleichheit bedeutet nicht, dass es deshalb keine weißen Männer mehr geben soll, die eben auch mal Chefpositionen besetzen – es soll nur nichts besonderes mehr sein, wenn auch mal jemand anderes diese Position besetzt, auch wenn es zwei mal hintereinander geschieht. Ich denke, es ist wichtig, hier aufzuklären, denn Diskriminierung nimmt man in der Regel erst dann wahr, wenn man sie selbst einmal erlebt hat.
6. Wie ist Eure Prognose: Was wird sich in den nächsten 10 Jahren für Frauen geändert haben –und was nicht?
Ich glaube, dass sich Frauen weiter und besser in das Berufsleben und auch höhere Positionen einfügen und dass auch die Rolle der Kindererziehung nicht mehr ausschließlich den Frauen zugeschrieben wird. Aber ich befürchte auch, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben, wenn wir von Gleichberechtigung sprechen. Auch ich bin nicht freigesprochen von Vorurteilen und erst seit etwa 100 Jahren dürfen Frauen in Deutschland wählen.
7. Würdest Du gerne von Deinen Kollegen wissen, wie viel sie verdienen –und im Gegenzug Dein eigenes Gehalt offenlegen?
Weil ich selbstständig bin, habe ich nicht wirklich Kollegen, aber würde ich in einem Unternehmen arbeiten, würde ich mein Gehalt gegenüber meinen Kollegen wahrscheinlich gerne offenlegen wollen, wenn sie das gleiche täten. Das wäre vermutlich ein guter Anreiz für das Unternehmen, einen gerechten Lohn an seine Mitarbeiter zu zahlen und niemand müsste sich sorgen oder ärgern, zu schlechteren Bedingungen eingestellt zu werden. Ich glaube auch, die Argumentbasis für eine Gehaltserhöhung wäre um einiges einfacher. Vielleicht würde ich aber auch ehrlicherweise anders darüber denken, wenn ich tatsächlich in einem Angestelltenverhältnis arbeiten würde.
8. Was denkt Ihr: Wie viel kompetenter werden Männer im Job wahrgenommen als Frauen?
Ich merke es selbst in meinem Freundeskreis. Ich habe unglaublich kluge Freundinnen, die auf ihren Gebieten ein enormes Know-How aufweisen und trotzdem würden die meisten nicht von sich behaupten, dass sie herausragend gut sind. Gerade in der Berufswelt geht es auch darum, selbstbewusst aufzutreten und sich zu verkaufen und meiner Erfahrung nach sind Männer da in der Regel einfach selbstsicherer und lauter und werden sicherlich auch häufig als kompetenter angesehen, obwohl das nicht der Wahrheit entsprechen muss.
9. Mit Kind kann Frau keine Führungsposition ausfüllen?
Ich denke, das ist ein weit verbreiteter Irrglaube und entspricht auch nicht der Realität. Es gibt eine Studie zu Frauen in Führungspositionen vom Bundesministerium, die nicht nur den positiven Performance-Effekt von Frauen in Aufsichtsräten von Unternehmen zeigt, sondern auch besagt, dass 91% der Frauen in Vorstandspositionen verheiratet und 70% mindestens ein Kind haben. Ich glaube nicht, dass Karriere und Familie sich gegenseitig ausschließen muss, weder bei Männern noch bei Frauen.
10. Ab 30 kriegt Frau sowieso bald Kinder und fällt aus?
Eine Mutter mit Kind ist ja nicht plötzlich verstorben oder für immer verschwunden, ebenso wenig wie es ein Vater ist, der genauso ein Recht auf Elternzeit hat. Sicherlich spielt es eine entscheidene Rolle, wie das Unternehmen mit dieser Thematik umgeht. Ist es in der Unternehmenskultur akzeptiert oder gewünscht, dass Mitarbeiter sich sowohl für Familie als auch Karriere entscheiden? Wichtig wäre, dass jedes Unternehmen diese Lebensphase für seine Mitarbeiter fest in die Personalplanungsstruktur mit einplant und den Eltern so signalisiert, dass dem nicht kritisch gegenüber gestanden wird. So könnten am Ende alle glücklicher damit sein. Eltern, weil sie Zeit mit ihren Kindern verbringen können und sich keine Sorgen um Karriereknicke machen müssen und Unternehmen, weil sie zufriedene Mitarbeiter haben, welche sich längefristig mit dem Unternehmen identifizieren können.
Frauenquote im Job: ja oder nein?
Eine Frauenquote – das klingt vielleicht auf den ersten Blick unfair und ich kann den Gedanken verstehen. In meinen Augen ist eben diese aber eine von wirklich wenig effektiven Möglichkeiten, Stereotypen im Berufsleben zu überwinden. Denn erst, wenn Frauen aus ihrer Außenseiterrolle heraustreten und es nicht mehr besonders ist, Chef und weiblich zu sein, haben alle Geschlechter die gleiche Chance bei der Jobwahl.
in freundlicher Zusammenarbeit mit innogy – vielen Dank
ich als Mutter kämpfe auch zusätzlich mit dem gesellschaftlichen Druck. Andere Mütter denken ich bin eine Rabenmutter, weil ich mein Kind in eine Kita gebe und andere Kollegen denken ich bin nicht flexibel genug, weil ich zusätzlich noch ein Kind zuhause habe. Zum Glück habe ich einen Mann, der das ganze mit auffängt, aber der hat nicht ansatzweise mit so vielen Erwartungen zu kämpfen.
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Danke für den schönen Beitrag. Ich kann dir nur in allen Punkten zustimmen!
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Ich kann dir nur zustimmen, gerade einen Platz für ein Neugeborenes zu finden, gleicht teilweise einem lottogewinn. Wir haben uns das auch erstmal viel einfacher vorgestellt mit dem Wiedereinstieg ins Berufsleben.
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Ich finde es wirklich schön, wie treu du dir bleibst mit deinen Kooperationen. Schöner Beitrag und tolle Antworten!
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Ich bin einerseits auch wirklich optimistisch wenn man sieht wie viel sich getan hat in meiner Generation im Vergleich zu der meiner Mutter. Aber ich sehe das wie du, es muss noch einiges passieren und wir brauchen dazu Mechanismen, die diesen Prozess unterstützen. Deshalb bin ich auch pro Frauenquote
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Ich habe noch kein Kind, aber ich habe ehrlich gesagt richtig Bange davor, schwanger zu werden. Ich seh ja, wie schwer es alf Frau ohnehin ist, einen gut bezahlten Job zu finden. Wie schwer ist es dann erst mit Kind? Ich seh das wie du, man sollte mehr Unterstützung vom Staat bekommen, gerade was Kitastellen angeht…
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Ich bin sonst nur stille leserin, aber ich habe zum Frauentag so viele belanglose Beiträge und Stories gesehen, deshalb wollte ich dir danke sagen. Ich finde den Post wirklich gelungen, tolle Kooperation!
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