Ansgar hat anfangs nicht so ganz verstanden, wieso wir mit einem Handgepäckkoffer anreisen, in dem ich gar nichts befindet. Aber meine Mission war – wenn ich dieses mal nach Marrakech fliege, möchte ich gerne einen Teppich kaufen. In Marrakech gibt es die wunderschönsten Sachen zu kaufen und Teppiche sind hier richtig populär. Während man gerne ein halbes Vermögen für einen Wollteppich in Deutschland ausgibt, kann man sie hier mit ein bisschen Geschick noch einigermaßen günstig erstehen.
Ihr kennt sicher die Beni Ourain Teppiche, die sich mittlerweile in jedem zweiten Wohnzimmer befinden, wenn auch oft nicht handgeknüpft aus dem Atlasgebirge, sondern industriell aus Polyester gefertigt. Aber die meist geometrischen Muster und das warme Weiß sehen einfach schön und wohnlich aus und die Wolle ist wahnsinnig weich und flauschig. So habe ich mich also noch immer nicht satt gesehen an den Teppichen.
Übrigens: Für diejenigen, die in nächster Zeit nicht nach Marokko kommen, aber trotzdem gerne einen schönen Berberteppich hätten: Ich kann euch Etsy sehr empfehlen. Es gibt dort ein paar tolle Händler und einige haben ihren Sitz in Frankreich oder Deutschland – die Teppiche sind also schon importiert. Gefunden habe ich zum Beispiel Losanges und maghreb design, in dem sehr große Teppiche zwischen 350 und 450 Euro liegen.
Man betritt in Marokko nicht einfach einen Laden, sucht sich einen Teppich aus und bezahlt dann an der Kasse – Teppiche kaufen ist in Marokko hartes Business und meistens dauert das. Hier wird das gemacht, was wir Europäer gar nicht gewohnt sind und worin wir oft vergleichsweise schlecht sind: Verhandelt. Und das muss man üben, am besten erstmal an kleineren, günstigen Sachen, um ein Gefühl für die Sache zu bekommen. Mit der Zeit versteht man auch die goldenen Regeln der Verhandlung:
- Frage nur nach einem Preis, wenn du wirklich vorhast, den Artikel zu kaufen. Zu fragen und dann weiter zu gehen ist so gut wie nie eine Option. Ihr werdet den Verkäufer nur noch schwer los und werdet eindringlich aufgefordert einen anderen Preis zu nennen.
- Lass dir nichts umsonst andrehen. Keine kleinen Accessoires, die for free sind und auch kein Minztee. Das drängt dich nur in die Situation, dass du das Gefühl hast, du müsstest in jedem Falletwas kaufen, weil du schon etwas von ihnen bekommen hast.
- Freundlichkeit währt immer noch am längsten und die Händler sind eher gewährt einem netten Verhandlungspartner einen günstigeren Preis zu bieten, als jemand, der nur arrogant Preise hinausposaunt und die Ware schlecht macht.
- Es gibt 4 Preise in Marrakech: Der für Einheimische Marokkaner, der fürim Ausland lebende Marokkaner, einer für französisch sprechende Touristen und einer für den Rest der Kunden. Wenn ihr zur letzten Gruppe gehört, habt ihr meist immer einen kleinen Nachteil, auch wenn die Ware dort im Vergleich zu unseren Preisen meist noch günstig ist.
- Solange du etwas gekauft hast, zu einem Preis, der es dir wert ist, ist es im Grunde ganz egal, ob du im Vergleich zu einheimischen Preisen viel zu viel bezahlt hast. Du hast das, was du wolltest und der Verkäufer freut sich über das Geld. Also ist alles super.
- Überleg dir vorher, was dir die Ware wert ist. Fang mit deinem Gebot am besten bei ca. 70% deines endgültigen Kaufpreises an und nähere dich dann langsam an. Der Verkäufer startet oft mal mit dem vierfachen Wert, da fällt es einem manchmal nicht leicht, nicht nach Luft zu schnappen. Aber das ist einfach Teil des Spiels – versuchen so viel Geld wie möglich rauszuschlagen.
- Es ist bis zum Abschluss des Geschäfts dein Geld und du bestimmst, was du damit machst. Auch, wenn einige Käufer dich beinahe schon drängen zu kaufen, bist du zu nichts verpflichtet und musst auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn du nichts kaufst.
- Die letzte Möglichkeit ist immer, zu sagen, man würde erst weiter schauen und sich von dem Laden zu entfernen. In aller Regel wird euch der Händler hinterher laufen und noch einmal vom Preis runter gehen. Das würde ich allerdings nur dann machen, wenn die Preise wirklich unverschämt sind, weil niemand dieses Szenario wirklich angenehm findet.
- Wahnsinnig gut kommt es an, wenn man ein paar arabische Worte sprechen kann. Ein paar Zahlen, Hallo, Danken Bitte zu lernen, ist auf jeden Fall erstrebenswert und wird immer begeistert wertgeschätzt.
- Handeln hat viel mit Emotionen zutun. Der Händler wird euch nicht selten Geschichten erzählen – über die Ware und auch über sich selbst. Wieso er sie nicht für diesen Preis verkaufen kann und wieso sie so viel mehr wert ist. Macht mit, werdet auch ein bisschen emotional, erzählt eurem neuen „Friend“ (so wird man automatisch genannt, sobald man den Laden betritt), dass ihr leider auch keine Millionäre seid und ihn mit Geld überschütten würdet, wenn es denn so wäre. Zeigt ihm, dass er es verdient hätte, lobt seine Arbeit und sein Geschäft. Weichkochen funktioniert nicht nur von einer Seite.
So habe ich es jedenfalls gemacht. Ich bin in einen Laden gestiefelt, habe mir ein paar Teppiche angeschaut und auf die Geschichten mit eigenen Geschichten reagiert. Ich habe ihm gesagt, dass ich leider nicht reich bin, dass ich wünschte, ich wäre es und dass ich seine Ware bewundernswert finde. Er wollte für den Teppich 300 Euro, ich fing an mit 150 und am Ende zahlte ich 175. Ich hatte mic darauf eingestellt, Stunden und Tage nach einem Teppich zu suchen und nach 5 Minuten war der Deal eingetütet und ich hatte einen Teppich gekauft.
Der wird dann ganz eng in einen Plastiksack eingerollt und ordentlich mit Klebeband befestigt und so wird selbst der größte Teppich zu einem doch sehr kompakten Paket. Manchmal schafft man es, wie in unserem Fall, den ganzen Teppich in einen großen Koffer zu quetschen (zum Glück hatten wir das leere Handgepäckstück mitgenommen) oder man gibt Extragepäck im Flieger auf. Zum Zoll will ich nichts falschen sagen, aber laut Google darf man pro Person Waren bis zu einem Wert von 400 Euro einführen, also war das auch weiter kein Problem. Jetzt liegt das schöne Stück in unserem Schlafzimmer vor dem Bett und jeden Morgen freue ich mich über den Anblick und die schöne Erinnerung an unsere Marrakech-Reise.
Natürlich sind nicht nur Teppiche beliebte Ware in Marrakech. Es gibt wunderschöne Lederpoufs zu kaufen. Die runden kosten etwa 20 Euro und das ohne zu handeln – ich habe dieses mal mehrere mit Preisschildern gesehen. Schöne Pashmina Schals bekommt ihr in der Regel für 5 bis 7 Euro, Bastkörbe mit Bommeln, wie auf dem oben Foto zu sehen, bekommt man mit ein bisschen Verhandlungsgeschick für ein paar Euro, abhängig von der Größe.
Was diese aufwändiger geflochtenen Körbe mit Deckel kosten, die auf dem Teppich zu sehen sind, kann ich nicht genau sagen, weil ich sie in Eile vor dem Abflug gekauft habe und dem Verhändler sagte, ich könne ihm meine letzten 20 Euro (Euro nehmen die meisten Händler auch sehr gerne an) für die beiden geben, aber mehr hatte ich wirklich nicht. Ich gehe davon aus, dass man sie mit ein wenig Zeit auch für ein paar Euro weniger bekommen hätte. Sein Startgebot war 12 Euro pro Korb. Den Überwurf auf dem Bett habe ich für 27 Euro gekauft.
Ansonsten gibt es sehr schöne handgemalte Bilder,(wenn auch immer die gleichen Motive und Techniken) die für unsere Verhältnisse sehr günstig sind. ein ca. 1 Meter breites Bild bekommt man auf jeden Fall für 50 – 60 Euro und wenn wir noch länger verhandelt hätten vermutlich auch noch ein wenig günstiger.
Übrigens: Essaouira ist um einiges preiswerter als Marrakech. Hier habe ich auch meinen Teppich gekauft und wenn ihr einen Tagestrip plant, würde ich zuerst hier mein Glück versuchen. Die Händler scheinen auch gelassener und zurückhaltender zu sein. Perfekt also, um sich erstmal an das Handeln zu gewöhnen. Und wenn ihr gar keine Lust auf handeln habt: Es gibt mittlerweile einige Shops in der Medina, in der bereits Preise an den einzelnen Sachen stehen. Ich habe zum Beispiel relativ große Ledertaschen für ca. 25 Euro gesehen, in der langen Straße vom Djemaa el Fna zum Bahia Palast. Also keine Sorge, wenn ihr einfach nicht gerne handeln möchtet, könnt ihr trotzdem ein paar gute Schnäppchen machen.
Great tips! Love that you mentioned Etsy, as it is filled with true deco treasures! The rug is beautiful:)
Rock Renee Blog
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Super danke für die Tipps!
Liebe Grüße
Jelli
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Hi, toller Beitrag! Ich reise nächste Woche nach Marrakesh und Essaouira und da kommen mir diese Tipps gerade sehr gut entgegen Eine Frage habe ich dennoch – kannst Du mir bitte in etwa sage, wo in Essaouira du den Teppich gekauft hast?
Und falls du noch einen Tipp zur Unterkunft in Essaouira hast wäre ich auch sehr dankbar.
Liebe Grüße,
Anja
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ich würd dir liebend gern helfen, aber ich hab keine Ahnung wo der Shop ist. Die Gassen sind alle so verwinkelt und es gibt hunderte Shops. Wenn du in dem Shop, in dem du bist gar nicht vorankommst, sag einfach du musst jetzt gehen und hast noch einen Termin und such woanders. Einer der Shops wird schon ein gutes Angebot machen
Übernachtet haben wir in Essouira leide rnicht, sind nachmittags wieder zurück nach Marrakech gefahren.
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Danke für die Tipps! Ich bin auch bald wieder in Vietnam und ich finde Handeln echt sehr mühselig. Mit deinen Tipps werde ich mich dennoch wieder daran wagen. Vor allem das Storytelling habe ich noch gut in Erinnerung. Da wollte mir damals eine Frau erzählen, dass ich ihr erster Kunde sei und ich ihr Glück bringen würde für den Rest des Tages, wenn ich ihr was kleines abkaufen würde. Das wäre so der Brauch dort. Naja wenn man sich anschaut, dass es zu der Zeit bereits 16 Uhr war, glaube ich kaum, dass sie den ganzen Tag noch nichts verkauft hätte…
Bin aber trotzdem auf die Geschichte reingefallen und wollte ihr den Gefallen natürlich tun. haha. Habe daraus definitiv gelernt und werde auch mit einer ähnlichen Story kontern haha
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Das kann sogar sein. In Marrakech machen viele ihr Geschäft einfach zu, nachdem sie ein, zwei Sachen an Europäer verkauft haben, weil sie ihre Tageseinnahmen damit erreicht haben
Ich kann dir aber empfehlen, möglichst viel in Nordvietnam zu kaufen. je kleiner das Dorf, desto günstiger die Sachen. Wir waren mitten im Nirgendwo auf unserem Trip und haben in so einer Markthalle zum Beispiel so einen Reishut für 50 Cent gekauft. In der Stadt wollten die 10 Euro. Im Norden handeln auch nicht besonders viele Menschen, da merkt man den Kommunismus teilweise echt krass.
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Ich will unbedingt auch mal nach Marrakech…<3
http://www.blogellive.com/2018/02/13/berlin-vibes/
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Super toll, dass du einen Post über ein Teppich machst! Ich finde die Dinger auch super schön und liebäugle auch mit so einer Errungenschaft. Danke für die Tipps zum Handeln. Ich war selbst schon mal in Marrakesch und habe mich nochmal getraut einen Laden zu betreten, weil ich eigentlich nur schauen wollte und Angst hatte, nicht mehr raus zu kommen
Liebe Grüße
Katja
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Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Das sind wirklich tolle Tipps zum Geld sparen. Handeln will natürlich gelernt sein.
Mit besten Grüßen,
Lars
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Liebe Jana,
vielen Dank für deine tollen Tipps. Ich habs genauso gemacht. War in Essaouira und habe genau den Teppich gefunden, den ich schon immer wollte. Selbst das handeln hat mit deinen Tipps echt klasse funktioniert.
Deshalb ein riesiges Danke
Liebe Grüße
Chrissy
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Vielen Dank für diesen Artikel. Ich wusste nicht, wie überhaupt herangehen an die „Teppichkaufverhandlung“ und habe online nach „Richtlinien“ gesucht – und hier gefunden. Also herzlichen Dank und hoffentlich bin ich erfolgreich damit, wenn auch nicht in Marokko selbst.
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