Letztens saß ich im Café und habe auf meine Freunde gewartet. Ich war ziemlich früh dran und saß alleine am Tisch, schaute abwechselnd auf mein Handy und durchs Fenster. Die Kellnerin kommt, fragt, ob ich etwas trinken möchte und ich sage ich warte noch. 5 Minuten vergehen, ich sitze immer noch allein und ich merke: Das ist mir unangenehm. Gucken die dahinten die ganze Zeit mitleidig zu meinem Tisch, als wäre ich einsam und sitzen gelassen? Denkt die Kellnerin, ich bin verrückt? Wieso stelle ich mir solche Fragen? Ich habe das allein sein verlernt.
Mit dieser Erkenntnis bestelle ich mir ein Glas Wein, zwinge mich, das Handy wegzustecken und beginne mit meiner Schocktherapie. Ich versuche mich zu entspannen. Wann ist das denn passiert? Ich erinnere mich an das letzte mal, als ich einen Film im Kino anschauen wollte und niemand hatte Zeit. Statt allein zu gehen, bin ich Zuhause geblieben. Habe ich eigentlich jemals alleine ein Café besucht? Oder ein Museum? Wann bin ich das letzte mal privat alleine verreist?
What a lovely surprise to finally discover how unlonely being alone can be.
– Ellen Burstyn
Das grundlegendste Problem beim alleine sein in der Öffentlichkeit ist wohl, dass wir denken, dass wir auffallen. Ich fühle regelrecht die Blicke in meinem Nacken, als ich alleine mit meinem Wein am Tisch sitze. Ich schaue mich um – niemand interessiert sich für mich. Wann habe ich mir das letzte mal Gedanken über jemanden gemacht, der alleine in einem Café saß? Vermutlich nie. Es fällt nicht einmal auf. Wie schlimm ist es wirklich, wenn ich auf einer Party eine Weile für mich allein bin? Kann ich die Zeit nicht nutzen, um das Geschehen zu beobachten ohne mich auf eine Konversation zu konzentrieren?
Ich glaube, wir verlernen schnell, allein zu sein. Weil wir uns an all das durcheinander gewöhnen. An all die Menschen um uns, die reden und denken und Meinungen haben und das ist toll. Aber nur solange wir dem wichtigsten Menschen in unserem Leben ausreichend Zeit bieten: Uns selbst. Wann kam der Zeitpunkt, an dem ich so nervös wurde, als ich mit mir selbst allein war? Wie sollen andere meine Gesellschaft genießen, wenn ich es selbst mit mir nicht aushalte?
The time you feel lonely is the time you most need to be by yourself.
– Douglas Coupland
Allein sein bedeutet nicht einsam sein. Im Gegenteil – es kann bedeuten, dass du dich als Gesellschaft schätzt. Ein Moment, in der deine Stimme nicht von anderen übertönt wird. Einfach mal selbst auf das hören, was man zu sagen hat und nur das machen, wonach einem selbst ist. Allein sein sollte kein Plan B sein, sondern etwas, für das man sich aktiv entscheidet und wertschätzt. Kein Wunder, dass wir ständig so durcheinander und überfordert sind, bei all den Stimmen die uns umgeben und statt die Zeit mit uns selbst zu nutzen, konzentrieren wir uns schon wieder auf andere. Ich habe heute leider keine Zeit, ich habe ein Date mit mir selbst.
So ein toller Artikel! Das haben tatsächlich sehr viele verlernt und es ist so schade. Nur wenn man allein ist, hat man Gelegenheit, die Umgebung mit allen Sinnen wahrzunehmen. Ich war in letzter Zeit öfter mal allein im Theater. Das war schön.:)
lg,
Sarah
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Ein toller Text. Ich hatte auch das Problem mit dem Alleine-Sein und das ich dachte, jeder schaut mich komisch an. Was mir geholfen hat war das Alleine-Reisen. Man ist dazu gezwungen ab und an alleine zu sein.
Liebe Grüße,
Nole
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Ich mag es gerne auch mal alleine ins Café oder in die Kantine zu gehen. Auch die Zeiten zu Hause alleine genieße ich sehr. Allerdings kommt das höchst selten vor, denn jemand aus meiner Familie ist praktisch immer da Was ich weniger gerne mag, ist wenn ich alleine zu Hause Home Office habe, offenbar bin ich den Trubel in der Arbeit zu sehr gewohnt…
xx Rena
http://www.dressedwithsoul.com
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Du hast vollkommen recht, ich fühle mich auch oft angestarrt, wenn ich alleine irgendwo sitze, und auf jemanden warte. Selber fällt es mir gar nicht auf, wenn jemand allein ist bzw. ich finde nichts an der Situation peinlich.
LG
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Allerdings, alleine sein ist heute irgendwie schwieriger geworden, scheint es mir. Als ich noch klein war, hat meine Omi mich immer dafür gelobt, dass ich so gut für mich sein konnte … wann ist mir das abhanden gekommen? Letzte Woche war ich zwei Tage alleine unterwegs und habe mich phasenweise richtig selbstbemitleidet, obwohl ich eigentlich eine total gute Zeit hatte. Vielleicht sollten wir wirklich öfter mal so eine „Schocktherapie“ ausprobieren. Alleinsein muss ja schließlich nicht Einsamkeit bedeuten.
Danke für den coolen Text!
Liebe Grüße,
Christina
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Super Text! Das Problem hatte ich vor ein paar Jahren auch, mittlerweile bin ich total gerne mit mir allein. Unangenehm ist es mir auch nicht mehr, früher war das so gut wie immer der Fall. Aber alleine sein ist definitiv ein Zustand, mit dem man sich mehr als anfreunden kann. Da kann ich mal so richtig abschalten
Liebe Grüße,
Leni
http://www.sinnessuche.de
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Ein wirklich super toller Text und einfach wahre Worte. Aber ich muss sagen ich habe so ca. vor einem halben Jahr angefangen auch mal etwas alleine zu machen. Egal was evtl. andere Denken könnten. Wobei sich wirklich niemand Gedanken macht.
Ich wünsche Dir einen tollen Sonntag.
Liebe Grüße Lisa
http://www.hellobeautifulstyle.blogspot.de
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ich verstehe dich total. ich würde mir auch blöd vorkommen, alleine in einem café zb zu arbeiten, obwohl das total dumm ist ..
LG*
Nathalie von Fashion Passion Love ♥
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Genau deshalb brauch ich meine Zeit alleine manchmal. Eine Zeit in der mich niemand anrufen, schreiben oder sonst was soll… sowas braucht man um zu sich selbst zu finden Wohlgemerkt mach ich das aber meistens zuhause
Viele liebe Grüße
Ina
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In der Öffentlichkeit fühle ich mich alleine auch ab und zu unwohl und unsicher. Sonst bin ich eigentlich sogar sehr gerne für mich allein.
Liebe Grüsse
Sylvia
http://www.mirrorarts.at/
Foto- und Reiseblog
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Wirklich ein wundervoller Artikel. Denke ich selbst nämlich auch oft drüber nach. Denn: Ich habe eine ziemlich gute Freundin, die NICHTS alleine kann. Dauernd fragt sie „Sollen wir nicht da und da hin?“, wo ich mir denke, „Hey, mach doch wenn du Lust hast.“ aber ich muss ja nicht dabei sein. Aber sie macht wirklich nichts, wenn nicht jemand dabei ist, den sie kennt. Das schlimme ist, dass sie es selber nicht mal merkt, sondern in so Situationen, in denen ich keine Lust habe, sie dann auch sagt „Ach nee, hab auch keine Lust.“.. Ich find‘ das ganz schlimm, denn wenn ich nicht mal alleine sein könnte zwischendurch würde ich irgendwann durchdrehen. Alleine-sein ist was ganz wichtiges in meinem Leben und das schätze ich sehr. Ich kann aber nachvollziehen, was du meinst mit „in der Öffentlichkeit“… nur fragt man sich eben wieso einem das peinlich ist? Danke für einen Artikel, ein weiterer Denkanstoß einfach auf die Meinung anderer zu schei*** und auch mal alleine in eine Kneipe, ein Museum, Cafè oder Kino zu gehen
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Ein toller Text, sprachlich und inhaltlich. Ich glaube damit hast du absolut den Nerv der Zeit getroffen. Sehr viele Menschen können nicht gut alleine sein in der Öffentlichkeit. Ich habe damit auch zunehmend Probleme, merke das daran, dass ich dann permanent in das Handy schaue. Und frage mich, was wir früher eigentlich gemacht haben ohne.
Danke!
xo ♥
Claudine / http://www.claudinesroom.com
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Ich glaube, durch das Smartphone ist es noch schlimmer geworden. Ich merke selbst, dass ich es selbst für gefühlte 10 Sekunden Warten raushole… schlimm
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Ein wunderbarer Artikel liebe Jana, der wirklich zum Nachdenken anregen sollte.
Liebste Grüße
xo Sunny
http://www.sunnyinga.de
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Liebe Jana,
da haben Sie wirklich schöne und treffende Worte gefunden! Ich habe mich über die Jahre sehr viel mit dem Allein sein auseinander gesetzt. Als junge Frau bin ich sehr viel gereist, ich habe die Welt gesehen und überall interessante Menschen kennengelernt – oft Freunde fürs Leben. Ende 20 habe ich meine Ehemann kennengelernt, schnell haben wir auch geheiratet und beinahe alles gemeinsam gemacht. Vor einige Zeit ist er gestorben und ich war wieder für mich „allein“. Es stimmt, man gewohnt sich an den oder die PartnerIn. Das ist schön, man teilt Erlebnisse, man lebt gemeinsam. Sie haben wahrlich recht damit, dass man das Alleinsein verlernt. Also Duo fühlt man sich stark, sicher und unbesiegbar. Allein muss man das erst wieder lernen und zulassen.
Ich werde mein Leben jetzt wieder selbst in die Hand nehmen, der Weg dazu war nicht so einfach. Mein nächster Schritt ist der Umzug in die Josefstadt, dort habe ich ein Apartment in http://www.residenz-josefstadt.at/. Ich freue mich schon sehr darauf, vor allem weil eine alte Freundin auch dort wohnt und ich ursprünglich zu meiner Studienzeit in dieser Gegend gewohnt habe.
Allein sein und gemeinsam muss man in einer guten Balance halten, auf sich selbst vergessen sollte man allerdings nie!
Herzliche Grüße,
Antonia
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Schöne Worte und ich freue mich, dass du diesen Schritt gehst. Das klingt fantastisch
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Beschäftige mich in letzter Zeit auch mehr mit dem Alleinsein, da ich darüber nachdenke, mein 9-5-Leben aufzugeben, alles zu verkaufen und die Welt zu erkunden. Vor vier Jahren bin ich in Münster gelandet und obwohl das Leben hier alles andere als schlecht ist, ist es für mich doch irgendwie zu einseitig. Wobei ich persönlich sagen muss, dass gerade Münster eine Stadt ist, in der das Alleinsein kein Problem darstellt. Ich sehe ständig einzelne Leute mit ihren Laptops oder Büchern bei Starbucks, Floyd, Coffee Fellows, etc. sitzen. Selbst im Cineplex und vor allem im Cinema auf der Warendorfer gehen viele Leute alleine ins Kino. Das finde ich großartig! Momentan durchforste ich alle Travel Blogs von Solo-Reisenden (vor allem weibliche) und bin einfach nur beeindruckt, wie viele Menschen es da draußen gibt, die kein Problem (mehr) mit dem Alleinsein haben. Ich denke, man kann es sich „antrainieren“. Wie einen Muskel – je mehr man trainiert, desto stärker wird er.
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Das finde ich super spannend! Ich lese auch immer wieder Geschichten über Leute, die das machen, weil ich das so faszinierend finde. Aber es scheint ja super zu klappen, also wieso nicht. Find ich super!
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Ruhe und allein sein kann auch mal schön sein. Da bin ich sowieso eher der Typ für, extrovertiert sind da eher andere.
Ich bin auch gerne mal für mich alleine und schöpfe Kraft daraus. Das geht zuhause wie im Café sehr gut
LG Biene
http://lettersandbeads.de
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Super Beitrag! Ich kenne das nur zu gut. Ich muss mir manchmal das allein sein selber wieder bei bringen. Früher bin ich mit Vergnügen ständig alleine gereist, mittlerweile mache ich es doch von anderen abhängig.
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Es ist eigentlich schade, dass wir so denken. Aber ich kann das so unterschreiben und ertappe mich auch dabei, wie ich mir Gedanken über diese „einsamen“ Menschen mache. Dabei habe ich mir sagen lassen, dass es auch ziemlich entspannend sein kann, Dinge alleine zu unternehmen. Vielleicht werd ich’s mal versuchen…
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Sehr schöner und wichtiger Text/Thema über das du da schreibst. Hab mir in letzter Zeit auch viele Gedanken darüber gemacht und muss auch zugeben, dass ich mich, wenn ich allein irgendwas mache oder irgendwo hingehe, immer ein wenig beobachtet fühle. Aber ich glaube auch, dass das zum großen Teil Einbildung ist und einer etwas verzerrten Wahrnehmung entspricht, weil wenn man sich genauer umschaut, gibt es schon viele Leute, die auch allein irgendetwas unternehmen. Und ich stimme auch den vorigen Kommentaren zu, ich denke auch, dass man sich das Alleinsein vielleicht auch antrainieren muss. Hat ja auch ein bisschen damit zu tun, seine Komfortzone zu verlassen.
Liebst,
Liz. http://lizinview.blogspot.co.at/
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Was für schöne Reflexionen! Ich bin auch sehr gern allein und genieße meine Me-Time immer sehr.
Gerade Museumsbesuche sind beim alleinigen Durchwandern viel intensiver und man kann die Exponate viel intensiver wahrnehmen.
Ich wünsche dir noch eine schöne Woche!
Katarina x
http://www.katarinatordis.com
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sehr schöner Post Zu diesem Thema gibt es auch ein Buch vom Philosophen Osho „Liebe, Freiheit, Alleinsein“, das ich unbedingt noch lesen möchte
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Liebe Jana, ein wunderbarer Gedankenanstoß. Ich merke mit dem allmählichen „Erwachsenwerden“ momentan immer wieder wie wichtig es für mich ist, mir bewusst Zeit für mich zu nehmen. Nur in dieser Zeit kann man wirklich auf sich selbst hören und an sich selbst arbeiten.
Liebe Grüße Anne
http://trustyourgut1.blogspot.de/
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