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sell your soul and become famous

Posted in opinion

Ich hab den Text gerade ein drittes mal geschrieben. Weil er die ersten zwei male so krass und impulsiv war, dass ich dachte, ich kann das so nicht veröffentlichen. Und weil ich nie weiß, wie ich überhaupt beginnen soll. Ich weiß, dass es viele Blogs gibt, die sehr viel privater und emotionaler sind als meiner. Da geht es darum Emotionen zu wecken und das ist irgendwie spannend, weil man sich als Leser so voyeuristisch fühlt. Mir fällt das ein bisschen schwerer – zum einen weil man sich damit angreifbar macht und zum anderen, weil das irgendwie nicht so zu meiner Art passt. ich bin eigentlich gar nicht der Mensch, der Emotionen so an sich ranlässt. Ich bin nicht verbissen ehrgeizig und nicht furchtbar romantisch. Ehrlich gesagt bin ich ziemlich rational aber trotzdem gibt es Nächte, an denen ich wach liege und nicht einschlafen kann.

Manchmal fühle ich mich wirklich schlecht, weil ich das Gefühl habe, ich müsste meine Seele verkaufen, um besser zu werden. Weil diese ganze Welt um mich herum immer weiter wächst und sich immer wichtiger nimmt, furchtbar High End wird und die Leute immer cooler wirken und ich hier nach wie vor hocke und schöne Wandbilder für das Wohnzimmer raussuche, einfach weil ich persönlich sie ultra cool finde. Um mich herum betont jeder, wie menschlich und emotional er ist und bei der Hälfte glaube ich kein Wort mehr. Menschen, die irgendwie einen Schalter umdrehen und zu ganz anderen Persönlichkeiten werden, sobald der Scheinwerfer auf sie gerichtet wird. Aber irgendwie scheint diese Masche zu klappen und in mir kommen so bescheuerte Gedanken hoch wie „Jana, du musst einen auf cool machen und so tun, als würdest du best friend mit einer menge fancy Leute sein“ oder „Jana, du solltest nur noch fancy Sachen tragen, die arschteuer sind, weil sie zwar keinen Deut besser sind, es aber cooler wirkt, wenn du nur Superdesigner trägst“ für die ich mich am liebsten selbst ohrfeigen möchte.

Der kleinste Gedanke daran, dass ich mir ein anderes Image aufbauen müsste, ist so bescheuert, dass ich manchmal richtig wütend auf mich selbst bin. Oder sich einen passenden Umkreis aufbauen – mal ernsthaft, ich suche mir meine Freunde doch nicht danach aus, wie viele Instagram-Follower sie haben, wen sie alles kennen oder wie oft sie im Fernsehen waren? Meine Freunde sind Lehrer, Handwerker oder irgendwas langweiliges mit Wirtschaft – mir ganz egal, solange sie echte, aufrichtige, tolle Menschen sind die für mich da sind, wenn ich sie brauche. Und deswegen klammer ich mich wie irre an meine Wurzeln. Ich habe durch das Bloggen tolle Menschen kennen gelernt, aber ohne diese Momente und Menschen, bei denen es nicht darum geht, wie viele Instagram Follower man hat oder das perfekte Selfie mit einer random bekannten Person zu schießen, auf möglichst großen Seiten gefeatured zu werden und nach Außen hin ein möglichst glamourösen Lifestyle zu führen, würde ich durchdrehen. Ganz normale Menschen, denn so sehe ich mich eigentlich auch – als ganz normaler Mensch.

Leni und ich gucken House of Cards und irgendwann fragt sie mich „Ey Jana, wieso sind die eigentlich so Karrieregeil? Der ist doch schon Präsident und die haben doch schon jeden Scheiß, was wollen die mit noch mehr?“ und ich hatte keine Ahnung. Die Serie ist mir eh so suspekt.

Ich hoffe ihr wisst, dass das alles Inszenierung ist. Das Leben von niemandem ist so schön wie eine Instagram-Timeline. Und nach der Show geben alle Blogger brav ihre Markensachen zurück. Viele verbringen mehr Zeit im Zug und im Flugzeug als an schönen Orten und die Suite in der wir Fotos machen muss noch lange nicht uns gehören. Wer viel reist hat es meistens nicht geschafft, sondern ist entweder ziemlich rastlos oder versucht dadurch bekannter zu werden. Wenn du nicht gerade Chiara heißt, muss reisen nicht unbedingt Luxus bedeuten, besonders wenn du wahllos jedes Angebot annimmst. Wenn ich ein Foto von der Wohnung mache, ist es in der anderen Ecke meist furchtbar rummelig und ich zeige euch auch nicht, wie ich am Wochenende in irgendeinem Keller feiere und auf alles scheiße, was schön und fancy ist. Die Pommes um die Ecke, der Wäschekorb, der überquillt, die Gammeltage auf der Couch… Auch ich versuche die schönen Seiten festzuhalten.

Diese Verunsicherung ist übrigens ziemlich neu für mich. Normalerweise bringt mich sehr wenig aus der Ruhe, aber ich merke, wie sich diese Leichtigkeit, mit der ich die letzten Jahre so gebloggt habe irgendwie mit einem bitteren Nebengeschmack vermengt hat, weil ich dieses verbissene Streben nach Erfolg so oft mitbekomme, dass ich mich irgendwann in einem schwachen Moment gefragt habe, ob ich da irgendwie aufspringen muss. Gott, ich habe mir ernsthaft darüber Gedanken gemacht, dass ich nie Haterkommentare bekomme und das vielleicht ein Zeichen dafür ist, dass ich zu langweilig bin, anstatt einfach dankbar zu sein, dass ihr immer so nett und diplomatisch mit mir seid.

Die große Frage ist ja eigentlich, zu was ich bereit bin für ein bisschen Fame. Manche Leute sind so furchtbar berechnend. Der ganze Blog ist tatsächlich einfach nur eine Marke. Das ist knallhartes und durchgeplantes Branding und jedes mal, wenn ich denke die Leser müssen doch spätestens jetzt merken dass das nicht mehr echt ist, werden diese Menschen gefeiert. Vielleicht denke ich das auch nur, weil ich selbst in diesem Mikrokosmos lebe und weiß, dass dieses scheinbar liebe, süße Mädchen nicht einfach mich persönlich angegangen hat, sondern meine Freunde beleidigt hat, was um einiges schlimmer ist. Ich kann das alles nicht, denn ich bin diejenige, die bei Shows am Rand steht und beobachtet, wie die anderen auf und ab stolzieren, um von irgendwen fotografiert zu werden und sich dabei schämt. Meine Hemmschwelle liegt da leider nicht so niedrig, wie es von dem gemeinen Blogger mittlerweile erwartet wird. Klar versuche ich mich zu verbessern. Aber ich habe irgendwie Angst bekommen, dass ich eines Tages auch einfach mich selbst verlieren werde. Und meine Prinzipien… Jemandem ins Gesicht lächeln, der absolut überheblich und falsch ist, nur weil er vielleicht irgendwo wichtig ist oder nützlich sein könnte? Bitte bitte nicht. Jeder wird zum Einzelkämpfer, Links zu anderen Bloggern setzen ist kontraproduktiv – ich glaube ich war einer der letzten Blogger, die noch eine Blogroll hatten, bis ich irgendwann selbst dachte ‘ach fuck it’. Ich hatte einfach keinen Bock mehr, die einzige Dumme zu sein, die immer ihre Lieblingsblogs verlinkt.

Das Einzige, was mich wirklich ungemein beruhigt, ist, dass all diese supercoolen fancy Leute nicht meine Leser sind, sondern einfach ihr und ihr seid zum Glück über die Jahre noch nicht in kleine obercoole, wichtige Karrieremenschen verwandelt. Zumindest nicht merklich. Ich weiß auch nicht, wieso ich euch das jetzt genau schreibe. Ich glaube diese Oberflächlichkeit und knallharte Berechnung machen mich manchmal ein bisschen k.o. Irgendwie muss man in dieser Branche aufpassen, sich nicht selbst zu verlieren. Aber jetzt geht’s schon wieder. ;)

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