wie man andere Menschen hasst.
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Wenn mich bislang jemand bei einem Bewerbungsgespräch nach meinen Schwächen gefragt hätte, hätte ich nicht gewusst, was ich antworten soll. Die Schwäche darf nicht zu groß und fatal sein und diesen Standardspruch „ich bin manchmal ein bisschen übereifrig und perfektionistisch“ finde ich dermaßen peinlich, dass ich ihn nicht über meine Lippen kommen lassen kann. Gestern fiel mir dann ein, was ich vermutlich antworten würde, schuld daran sind diverse Blogger. Und meine Mutter. Ich war schon immer ein Mensch, der Ungerechtigkeiten nicht stillschweigend ansehen konnte, weder bei mir, noch bei anderen. Da fängt sich mein Mund irgendwann ganz automatisch an zu öffnen und auch dieser Text geistert mir seit heute Nacht im Kopf herum und lässt nicht ruhen, ehe ich ihn nieder geschrieben habe.
Erst gestern erzählte mir meine Mutter, in Erinnerungen schwäelgend, von einem Vorfall in der Schule. Wir hatten damals ein Aquarium in der Klasse stehen, in dem ein paar Guppys und Black Mollys ihren Lebtag verbrachten. Als mein Lehrer, ein Mensch, der eigentlich eine Vorbildfunktion übernehmen sollte, gelangweilt mit der Hand einen Guppy aus dem Wasser fischte um ihn sich genauer anschauen zu können, sprang ich empört auf und wies ihn zurecht. Für mich hätte er anstelle eines kleinen, unschuldigen, nach Wasser japsenden Fisches genauso gut ein Kind aus dem Fenster halten können. Den Rest der Stunde vor der Tür zu verbringen, war es definitiv wert.
Und gerade geschieht etwas, das mich sehr an diesen Vorfall erinnert. Ich wollte diesem Haterblog nie große Aufmerksamkeit schenken und deswegen verlinke ich ihn nicht. Auch wenn ich weiß, dass das wohl nicht viel bringt, denn ihr seid vermutlich ja nicht blöd. Aber wer nichts von der ganzen Geschichte weiß, kann hier getrost aufhören zu lesen.
Ich würde diesen Haterblog auch als nichtssagendes Getue abstempeln, wenn da nicht die vielen Leute um ihn herum wären, die Blut geleckt haben und sich im Hass baden.
Vor einigen Tagen habe ich angefangen, mir die Kommentare dieses Blogs durchzulesen, ich fing bei den ersten an und im Laufe der Tage arbeitete ich mich bis zum letzten durch. Ein Großteil dieser Kommentare richten gezielt darauf, das im Blog vorgestellte Opfer zu verletzen. Es geht um fehlenden Stil, schlechtes Aussehen und allgemein darum was diese Person sich eigentlich denkt, wie sie es wagen kann, einen Blog zu führen, der den anderen nicht gefällt. Wie kann man es wagen, einen Blog zu führen, der persönlich gefällt und nicht aber den anderen? Und gerade diese Kommentare sind das, was mich wirklich bestürzt.
Selbst ernannte ‘Modeexperten’ bei Facebook loben diesen Blog, der anderen aufzeigen würde, wie angeblich schädlich diese Blogger sind und wie wichtig diese Aufklärung ist. Und mir kribbelt es noch mehr in den Fingern, denn das was passiert ist kein persönlich gut gemeinter Rat. Es ist keine besorgte Email an den betreffenden Blogger. Es ist ein öffentliches zur Schau stellen und alle helfen drauf einzuprügeln.
Gerade das Internet wird ja gerne als Begründung dazu aufgeführt, hassen zu dürfen. ‘So ist das Internet nun mal, das muss man ab können, wenn man sich im Internet zeigt’. Genau, und gerade das siehst du dann als Begründung, so verletzend zu sein, wie du nur kannst? Nur damit du siehst, dass du eine Person berühren kannst und dich besser fühlst?
Hass verbindet. Man muss sich nicht mögen um gemeinsam zu hassen. Und wenn man in der Gruppe ist, dann ist das Opfer nur noch ein nach Wasser japsender, hilfloser kleiner Guppy und man selbst ist unglaublich mächtig. Man gehört zur Gruppe und einer muss dafür eben leiden, so ist das Leben und vor allem das Internet.
Ich frage mich ernsthaft, liebe kommentierende Blogger und Leute die sich angesprochen fühlen, tut es wirklich gut, sich am Leid anderer zu nähren? Junge Mädchen, die vielleicht über die Stränge geschlagen haben und Bloggerinnen, die einfach nur aufgrund ihres Aussehens oder Stils nicht gefallen gemeinschaftlich und öffentlich zu beleidigen? Fühlt man sich dadurch wirklich besser?
Habt ihr wirklich nicht einmal darüber nachgedacht, wie verletzend ihr seid?