3 Jahre war ich fort und jetzt bin ich wieder hier, in der Stadt, in der ich mich am meisten Zuhause gefühlt habe. Im ersten Moment wirkt dieser Schritt wie ein Schritt zurück. Zurück in die Vergangenheit, an den Ort des Ausgangs. Wieso bin ich überhaupt weggegangen, damals vor 3 Jahren, wenn ich doch wieder hier lande?
Das habe ich mich auch ein paar mal gefragt. Damals, vor 3 Jahren, war da diese Frage. Was ist da sonst und wie ist es? Natürlich kannte ich andere Städte, aber abgesehen von Osnabrück habe ich in keiner anderen Stadt gewohnt und einen Ort lernst du erst so richtig kennen, wenn du wirklich dort lebst. Und weil ich (und auch Ansgar) doch zu heimatgebunden bin, als dass es mich weit ins Ausland verschlagen würde, haben wir uns auf den Weg nach Berlin gemacht.
Berlin ist eine aufregende Stadt. Jeden Tag Veranstaltungen und Ausstellungen und so viele Kulturen. Aber Berlin ist auf der anderen Seite eben auch voll und laut und erdrückend. Ein Ort, der viel zu schnell wächst und an den Massen von Touristen und Zugezogenen, wie auch uns, zu ersticken droht, weil er einfach nicht hinterherkommt. So war zumindest zunehmend meine Wahrnehmung in den letzten drei Jahren und in dieser Zeit schien sich die Problematik auch noch verdoppelt zu haben.
23 Jährige arbeiten für ein paar Hundert Euro 60 Stunden die Woche in Startups und werden mit einem coolen Kickerspiel und Fairtrade-Limonade entlohnt, du wirst mal wieder im Supermarkt angepöbelt, weil du für den Geschmack des Mannes hinter dir zu lange am Pfandautomaten brauchst und danach quetschst du dich mal wieder in die überfüllte U-Bahn, während einen halben Meter neben dir jemand seinen Döner isst.
Wir sind nur noch geflüchtet. Raus, ins Auto und weggefahren. Irgendwo, wo keine Menschen sind und man durchatmen kann. Und wenn wir nicht ins Grüne gefahren sind, dann in die Heimat, weil wir sonst wieder irgendeinen Geburtstag oder Hochzeit oder Feiertag verpassen. Wenn man vor seinem Zuhause flüchtet, dann ist irgendwas nicht optimal und dann sollte man früher oder später etwas ändern.
‚Bernau oder Münster‘ habe ich Ansgar dann irgendwann gesagt. ‚Entweder Berlin oder Münster, aber in jedem Fall raus‘. Und dann war relativ schnell klar, wir wollen zurück. Denn diese 3 Jahre haben eine Erkenntnis gebracht, die manche Menschen ihr Leben lang suchen: Wir wissen, wo wir uns Zuhause fühlen. Entscheidungen sind immer hart und schwer und manchmal braucht man mehr Mut, einen Schritt zurück zu gehen, als einen vorwärts. Aber seltsamerweise fühlt sich das hier gar nicht an, wie ein Schritt rückwärts.
Es ist ein bisschen, wie der Anfang eines Aufbruchs. Ein kleiner Hering, der meinem Zelt Sicherheit gibt, denn während ich das hier schreibe, bin ich gleichzeitig ein bisschen aufgeregt, weil ich dieses Gefühl habe, dass es an der Zeit gekommen ist, etwas zu ändern. Irgendwas zu wagen und neue Herausforderungen anzunehmen. Aber im Moment fühlt sich alles so wage an und ich schwebe ein bisschen in der Luft. Eine Entscheidung führt nur wieder zu unzähligen weiteren Fragen. Vielleicht ist das ja das Leben.
Zuhause gibt’s eben nur einmal und nur das kann einem im Inneren das gute Gefühl geben.
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Wie wunderschön, dass du wieder zurück in NRW bist. Ich selbst wohne in Unna und bin also nicht weit entfernt und kann deine „Heimreise“ absolut nachempfinden. Ich reise selbst für mein Leben gerne und erkunde wenn möglich mindestens 3-4 mal im jahr neue Orte. Jedoch: Zuhause sein fühlt sich einfach wunderbar an! By the way: Ich habe nie den Berlin hype verstanden. Diese Stadt hat mich nie angezogen… aber das ist natürlich Geschmackssache
Welcome Back !
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Zuhause ist da wo das Herz ist.
ich finde es super, dass ihr euch das eingestehen konntet und den Schritt „zurück“ gegangen seid. Ich finde übrigens nicht, dass es ein Rückschritt ist, sondern eher ein Fortschritt
Liebe Grüße,
Fiona
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Ich komme auch aus dem Münsterland und habe 8 Jahre in Berlin gelebt und bin dann zurück nach Münster gezogen. Es war die beste Entscheidung, die ich seit Jahren getroffen habe und es war absolut kein Schritt zurück, sondern ein großer Schritt vorwärts in meine Heimat und in eine der schönsten Städte Deutschlands.
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es ist halt wirklich wunderschön hier
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Danke für den schönen Post! Auch die Bilder sind wieder wunderbar!
Ich bin gebürtige Berlinerin und habe schon immer hier gewohnt. Ich liebe diese Stadt sehr, aber das Klima (oder Wetter) hier wird immer extremer. Dazu die Abgase, die schlechte Luft, der Lärm. Generell bin ich ein sehr unempfindlicher Typ, merke aber, dass es vermutlich dennoch nicht gesund ist. Mein Mann möchte schon seit Langem gern einen Garten und Platz um sich herum, mehr Natur. Bisher hatte ich mich immer gesträubt, aber mein Kopf hat es dann irgendwann eingesehen, dass es besser wäre, aus der Stadt rauszuziehen. Zuerst war die Idee auf’s Grundstück meiner Mutter zu ziehen, am Stadtrand von Berlin. Das wäre eine schöne Lösung gewesen, aber sie möchte doch nicht. Es wäre halt auch eng, und mein Mann und sie sind nicht die besten Freunde.;)
Alternativ überlegen wir nun nach Rostock zu ziehen. Denn WENN aus Berlin raus, dann definitiv ans Meer. Der Gedanke war für mich interessanterweise nur kurz komisch, aber jetzt haben wir ein Wochenende dort verbracht und ich kann mich dort sehr gut sehen. Ich weiß noch nicht, wie ich dort arbeite, aber ich sehe Potential … und eine interessante Herausforderung, auf die wirklich Lust habe. Gestern stand ich dann in Rostock am Hafen und habe überlegt, was denn eigentlich die Dinge sind, die mich an Berlin binden bzw. von denen ich mich schwer lösen könnte. Und ich merkte, dass es wenig konkrete Dinge sind, sondern eher die OPTIONEN, die Berlin bietet. Ich gehe nie in Clubs oder Bars, finde aber den Gedanken toll, dass ich könnte. Ich fliege quasi nie, brauche also auch keine zwei Flughäfen oder sonstige krasse Anbindungen. Es gibt viele, tolle Restaurants, aber so oft gehe ich nicht Essen, vielleicht 2x pro Monat. Und da wird Rostock als größte Stadt Mecklenburg Vorpommerns ja wohl auch einiges zu bieten haben. Ich gehe gern ins Theater, aber meist immer in das gleiche. Dann schaue ich mich eben in der neuen Stadt nach schönen Spielstätten um. Ich habe hier Freunde, aber keine Clique, und die meisten sehe ich selten. Dafür kann ich auch ab und zu mal nach Berlin klappern, um mit denen einen Kaffee zu trinken. Oder sie machen einen Tagesausflug nach Rostock.
Es ist für mich ein neuer, aufregender Gedanke, gespickt mit Neugier, mit Ängsten, mit Sorgen und Vorfreude. Es wird nicht heute und nicht morgen passieren, aber vielleicht in 3-4 Jahren. Ich glaube, ich bin bereit.:)
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Wie sau cool, dass ihr das macht! Ich glaube sowieso, dass wir viel zu häufig über Dinge nachdenken und hinterher bereuen, sie nie umgesetzt zu haben. Irgendwann wird einem bewusst, wie kurz das leben ist, und wie festgefahren man eigentlich war…
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Ich bin gerade für 5 Monate in Berlin,um ein Praktikum an einer Naturheilkundlichen Klinik zu machen. Dieses Konzept der ganzheitlichen Medizin hat mich aus dem wunderschönen Mainz hierher geführt. Berlin an sich fühlt sich für mich genauso an wie du es beschreibst. Viel zu voll um seinen eigenen Platz zu finden. Ich bin froh wenn es dann bald wieder Gen Süden geht, wo die Menschen aufgeschlossen und freundlich sind
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Hi Jana! Ab wann hast du denn mit Berlin gehadert? Also ich meine den Zeitpunkt…bereits im ersten Jahr?
Liebe Grüße
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oh, das ist ne gute frage. Ich glaube, wir haben einfach nicht die richtige wohnung für uns bezogen und die lautstärke der straße hat um einiges zu meinem unbehagen beigetragen. aber den entschluss, dass wir wieder zurück wollen, haben wir nach 2 jahren getroffen
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