Ich bin in Mailand am Flughafen und finde unseren Fahrer, der ein Tablet mit meinem Namen in der Hand hält. Wir nehmen noch eine weitere Bloggerin mit, erklärt er mir und zeigt auf das zierliche Mädchen, das zeitgleich von der Metallbank aufsteht und gerade dabei ist, an mir vorbei zu laufen. Ich strecke meine Hand aus, stelle mich vor. Sie zögert, verrät mir doch ihren Namen. Ihr Freund läuft währenddessen an mir vorbei. Während wir also durch den langen Korridor zum Auto laufen frage ich sie woher sie kommt. „Spain.“ Wie schön, woher denn genau? „Madrid.“ Es war ein sehr interessantes Gespräch, das ihrerseits aus genau 2 Worten bestand und ich lief daraufhin schweigend zum Auto.
Als wir dann im Auto sitzen und schweigend darauf warten, dass der Fahrer einsteigt, starte ich dann doch noch einen letzten Versuch und frage sie, wie ihr Flug war. als ich ein „good“ als Antwort bekam, hörte ich auf zu fragen, unterhielt mich die Dreiviertelstündliche Fahrt nur noch ein wenig mit dem Fahrer und versuchte mich auf die Leute in Mailand zu freuen, die sogar mehr als ein Wort als Antwort herauskriegen.
Das ist keine Ausnahme, das passiert wahnsinnig häufig und einer anderen Bloggerin ist es während dieser Reise passiert, dass sich Bloggerinnen einfach umgedreht haben und gegangen sind, als sie sie ansprach. Ich arbeite in einer Welt, in der es tatsächlich Menschen gibt, die sich für etwas besseres halten, weil sie Follower auf Instagram haben. Menschen, die erst einmal deine Followerzahl checken um herauszufinden, ob es sich lohnt, ein Wort mit dir zu wechseln. Blogger, die versuchen, sich in einer fast schon verzweifelten Geste irgendwie auf ein Foto mit größeren Instagrammern zu schleichen um vielleicht getaggt zu werden. Und du selbst weißt nicht, ob du dir das anschauen kannst oder vor lauter Scham einfach gehen sollst.
Ich bin dann immer ein wenig traurig. Weil ich mir fast denken kann, wie diese Menschen ihre Tage verbringen. Weil diese Leben eigentlich ziemlich einsam sein müssen. Keine richtigen Freunde, nur Menschen, die eine Zahl repräsentieren, die man bei Gelegenheit gegen etwas besseres austauscht. Niemand, der dich runter bringt, der dir zeigt, dass Instagram nicht der Nabel der Welt ist. Dass es da draußen Menschen gibt, die täglich Leben retten, ihr Leben einsetzen, Kinder lehren und dass du nur einen Instagram Account hast, den du tatsächlich für wichtig hältst, weil du Outfits vorm Eiffelturm schießt und Macarons zum Frühstück isst fotografierst.
Ich möchte den Beruf Instagrammer eigentlich genauso wenig schlecht reden, wie ich das mit anderen Berufen möchte. Ich bin der Meinung, dass alles seine Daseinsberechtigung hat, was funktioniert und niemandem schadet. Aber ich denke auch, dass es wahnsinnig gefährlich und verlockend sein kann, wenn man in recht kurzer Zeit eine beträchtliche Menge an neuen Followern gewinnt. Weil man darin schnell sich selbst verliert und leider so oft abhebt, dass der Boden kaum noch in Sichtweite ist. Und wenn dann der Fall kommt, tut es weh. Also fliege ich wieder nach Hause und gehe erstmal ein Bier trinken. Rede über alles, nur bitte einmal nicht über Instagram. Vielleicht einfach mal dankbar sein für das, was man hat und seine Handybilder nicht unbedingt für das Zentrum der Welt halten. Das wär doch mal was.
Ich habe den größten Respekt vor Leuten, die es schaffen, mit Instagram Geld zu verdienen und dadurch eine eigene Marke kreieren. Aber seien wir mal ehrlich, ein hübsches Bildchen von Blumen ist zwar schön anzusehen, bringt die Welt aber nicht unbedingt weiter. Und etwas Besseres ist man mit 100k Followern auch nicht. Ich bin froh, wenn ich Leute treffe, die sich nichts aus diesem ganzen Hype machen.
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Sehr spannende und traurige Realität. Doch die Frage stellt sich mir immer wieder, warum haben diese Leute so viele Follower? Und ich habe lieber einen ehrlichen Austausch mit meinen Leserinnen, als hunderte von Likes, die von irgendwoher kommen, eventuell noch von einem Foto von einer leeren Café Tasse und einem Paar Beine, die verkrampft ins Bild gehalten werden.
Ähm ja, danke, da bleib ich eine kleine Beauty Bloggerin.
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„Handybilder nicht für das Zentrum der Welt halten“ trifft es auf den Punkt Mehr möchte ich auch gar nicht in meinen Kommentar schreiben, weil ich gar keine Zeit an dieses Thema verschwenden will. Deine Einstellung ist meine Einstellung. Go for the real world, hier seid ihr glücklich!
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Das ist mir auch schon oft passiert, die gucken erst mal auf mein Instagram Account und wenn sie sehen das ich nur gerade 1500 Follower habe bin ich schon total uninteressant für Sie. Blöd wenn man sich dann zweimal sieht dann auf einmal merkt aha die muss ja doch irgendwas an sich haben sonst hätte Puma sie nicht eingeladen. Ich mag solche Menschen nicht die sich für etwas besseres halten.
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Sehr reflektiert und auf den Punkt gebracht, ohne die Branche schlecht zu machen. Ganz toller Artikel. Vielen Dank
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Wirklich traurig. Aber leider läuft das ganze ja nicht nur auf der persönlichen Ebene so, sondern auch auf der geschäftlichen.
Ich habe jetzt das erste Mal versucht eine Kooperation bzgl eines Urlaubs an Land zu ziehen. Aber da ich keine 10k Instagram Follower besitze (dafür aber 10k monatliche Besucher auf meiner Website!) bin ich leider nicht erwünscht.
Das ist wirklich alles ziemlich krank geworden…Das einzige was mich beruhigt, dass es noch Blogger wie dich da draußen gibt, die auch mit dem Fahrer noch eine normale, nette Unterhaltung führen können!
Lg Anne
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Ich kann das immer gar nicht fassen, wenn mir jemand sowas erzählt, weil ich selbst kein Instagram nutze und einfach nicht glauben kann, wie jemand seinen Selbstwert bzw. den Wert von anderen Menschen an etwas so lächerlichem wie Instagram-Follower-Zahlen festmachen kann. Ich verstehe gut, dass dich das traurig macht, es ist ja auch traurig wenn jemand in so einer Scheinwelt lebt und nicht schnallt, dass diese Welt dem Großteil der Menschen völlig wurst ist. Ich habe nichts gegen Instagram, ich kenne es im Prinzip ja gar nicht und ich finde es nicht schlimm, wenn jemand gerne hübsche Fotos macht und sie mit der Welt teilt. Aber man sollte schon kapieren, dass man auch für diese Follower nicht der Nabel der Welt ist, sondern eben jemand, der hübsche Fotos macht und am Ende hat der Follower ein eigenes Leben mit einer Million wichtigeren Dingen. Und das ist auch gut so.
Übrigens fände ich einen Post zum Thema Microblading sehr interessant, das bezieht sich jetzt zwar auf den Post davor, aber ich wollte nicht doppelt kommentieren :-).
Ein guten Start in die Woche wünsche ich dir!
Liebe Grüße
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Hmmm ja, ist mir auch schon häufiger passiert, dass sich auf Get Togethers Leute einfach wegdrehen, wenn man in deren Augen „unbekannt“ ist. Allerdings habe ich auch schon jemanden kennengelernt, der beim 1. Treffen genauso war und sich dann herausstellte, dass sie einfach nur mega schüchtern & nervös war und deswegen ablehnend rüberkam…
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Und genau dafür mag ich dich so!
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Beruf, Instafame oder was auch immer. Das gehört sich einfach NICHT. Es ist schlicht und einfach total unangebracht. Was meine Vorschreiberin meinte kann ich mir aber hingegen gut vorstellen. Es gibt Leute die vielleicht nicht so gut Englisch sprechen und total schüchtern sind und vielleicht deswegen nicht quatschen. Ich wurde auch schon als arrogant eingestuft, weil ich in einer fremden Gruppe einfach oft nicht weiss was ich sagen soll und auch selten Gegenfragen gestellt habe weil ich dachte es geht mich nichts an.
Liebe Grüsse
Sylvia
http://www.mirrorarts.at – Fotografieblog
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Erinnert mich doch sehr an Staffel 3 von Black Mirror. Die Folge „Abgestürzt“ beschreibt ziemlich gut die Welt in der du dich befindest.
Eine Welt in der der soziale Status, dein Wohnumfeld und deine soziale Stellung nur von den Likes abhängig ist, die du durch deine Umwelt bekommst. Sehr zu empfehlen!
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Also grundsätzlich stimme ich dir zu, es ist schade, dass viele nur noch auf die Zahlen gucken. Aber warum genau hast du dann ebenfalls einen Instagram-Account? Der ebenfalls ziemlich perfekt ist (das ist durchaus ein Kompliment!) und wahrscheinlich auch einfach auf Likes abzielt? Und was ist, wenn deine Mitfahrerin bloß müde/gestresst/schüchtern war?
So schade wie du deren Verhalten findest, so schade finde ich es, immer alles so negativ zu sehen und schlecht zu machen.
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Wieso sollte ich nicht? Ich reduziere mich nicht auf einen Instagram Account, deshalb ist es doch völlig egal, ob ich einen habe oder nicht. Du wirst mich niemals sagen hören „was redet die mit mir, die hat nur 1000 follower“.
Ich hab die Instagrammerin 2 Tage erlebt und spontan würde ich mal behaupten schüchtern war die ganz und gar nicht. Und wenn man schüchtern ist, kann man immer noch nett sein.
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Ach das ist echt schade, dass man leider doch auch auf viele solche Menschen trifft als Blogger. Man sollte das definitiv nicht auf alle übertragen, aber die Erfahrungen habe ich auch schon oft gemacht. Wobei ein komplettes wegdrehen bei Ansprache schon echt einfach nur krass ist..
LG
Brini
http://www.brinisfashionbook.com
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Ich finde es toll, dass es innerhalb der Blogger-Szene immer noch Menschen wie dich gibt, Jana. Menschen, die all das hinterfragen und sich nicht einfach an der Masse orientieren. Ich hoffe, dass sich deine liebenswerte Art auszahlen wird und du am Ende die Gewinnerin bist. Weil du authentisch, ehrlich und einfach sympathisch bist. Ich hoffe diesen Fake-Instagramern fällt ihr Konstrukt aus Schall und Rauch irgendwann auf die Füße, Es wäre schade, wenn sie wirklich damit durchkommen und ihre Fans das nicht checken…oder checken wollen
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DANKE!! Danke, dass das mal jemand gesagt hat!
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Ein echt toller Post! Habe bei ein paar Bloggerinnen auch das Gefühl, dass sie sich besser fühlen nur weil sie eine gewisse Anzahl an Follower haben.
Liebe Grüße,
Nena
http://www.nenangyn.com
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Ein sehr ehrlicher und durchaus fairer Beitrag. Wir haben selbst vor einem Jahr mit dem Bloggen begonnen und werden tagtäglich mit Oberflächlichkeit konfrontiert. Ich finde es schade, dass es so schwer ist sich mit Bloggern auszutauschen oder sogar zu vernetzen, weil es lediglich um den eigenen Nutzen geht. Ich hoffe, dass sich auch das irendwann ändert, denn ich denke das Bloggen auch etwas bewirken kann, solange es sich nicht nur um das gestrige Frühstück oder die erste Reihe bei der New York Fashion Week handelt.
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Ich habe Instagram erst vor etwa einem halben Jahr für mich entdeckt. Davor war es mir schlichtweg egal und auch heute hat es keinen großen Stellenwert in meinem Leben. Ich finde es auch schade, dass immer mehr Unternehmen sich von hohen Followerzahlen täuschen lassen, denn mit ein wenig Zeit und Geld ist es doch überhaupt kein Problem, recht schnell Follower zu generieren. Ob die sich aber tatsächlich für die geposteten Sachen interessieren, ist doch mal die ganz große Frage. Ich selbst merke, wie flüchtig dieses Medium ist. Man liked ein paar Bilder und hat sie zwei Sekunden später schon wieder vergessen. Da finde ich gute Blogartikel (wie auch diesen hier), deutlich spannender, denn man muss sich etwas Zeit nehmen, um ihn zu lesen, bekommt möglicherweise Denkanstöße und hat ihn wahrscheinlich nicht nach 2 Sekunden schon vergessen.
Insofern ist es schon traurig, wenn Menschen sich darüber identifizieren oder gar abgrenzen. Irgendwann werden sie wohl böse abstützen, denn es gibt immer wieder neue Medien und irgendwann interessiert sich kein Mensch mehr für Instagram oder irgendwelche Follower.
LG Michaela
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Ich kann dir nur zu 100% zustimmen – da gibts auch nix hinzuzufügen!
LG aus OÖ Linz Danie
http://www.daaaniieee.at
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Ich finde so ein Verhalten so schäbig. Was hat man davon, dass man Menschen so behandelt, außer dass man in der Karmahölle landet? Aber am Erfolg erkennt man dann halt, wie die Menschen wirklich ticken. Hat auch etwas Gutes, so fällt man wenigstens nicht auf sie rein. Zum Glück gibt es auch noch erfolgreiche Leute, die einfach mal menschlich bleiben.
Lieben Gruß
Eve von http://www.eveblogazine.com
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Danke! Habe seit kurzem ein Instagram account weil ich länger reisen will. Diese „follow-unfollow“…“like für like“ Geschichte ist wirklich mühsam. Kann man etwas liken nur weil man es mag, kann einer mit x.000 follower einem folgen der nicht mal 500 hat? Kommt mir teilweise richtig fake vor und mega schwer normale am Boden gebliebene Leute im Web zu finden. Dein Beitrag kommt wie bestellt, danke nochmal!
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Leider habe ich das auch nur zu oft erlebt. Zu mit meinte auch mal jemand „Jeder Trottel kann heutzutage 30K erreichen… 100k ist das neue 30K“ – da fällt dir dann manchmal auch nichts zu ein. Manche scheinen jeglichen Bezug zur Realität verloren zu haben – kommt mir dann immer wieder so vor, wie gemeine Mädels auf dem Schulhof, die lästern „Du bist nicht cool genug“.
Manchmal frage ich mich “ in was für einer Branche bist du hier eigentlich gelandet “ – aber es gibt sie ja doch noch, die netten normalen Blogger.
liebste Grüße
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Wahre Worte, die du da ansprichst! Du findest immer sehr passende Worte
Ich habe das selbst auch schon beobachtet, wie sich Leute über ihre Instagram-Accounts profilieren und dabei jeglichen Bezug zur Realität verlieren, die man auch so wunderbar ohne ein Fotoapparat in der Hand genießen kann und zwischendurch mal sollte.
Liebe Grüße, Marieke
Hier geht’s zu meinem Blog ‚WEILWEGENUNDSO‘
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