„Nein, warte noch mit dem antworten! Du musst den zappeln lassen“
Ich sitze in der Bahn und schaue von meinem Handy auf. 3 junge Frauen Anfang 20 unterhalten sich über den neuen Mann, der in das Leben der linken Passagierin getreten ist. Scheint ziemlich toll zu sein, wenn man ihrer Schilderung glaubt. Ihre Freundinnen sind sich sicher: Erstmal zappeln lassen ist das Zauberwort. Willst du gelten mach dich selten und selten macht offenbar attraktiv und unerreichbar und so. Ich bin kurz davor, mich ins Gespräch einzumischen.
‚Wieso machst du nicht einfach, wonach dir ist?‘ will ich fragen. ‚was willst du ohnehin mit einem Mann, der dich nicht mehr will, weil du dich gern und sofort meldest und tust, wonach dir ist?‘ Schluss mit diesen Spielchen! Das macht das ganze doch nur unnötig kompliziert. Aber ich bin leise, lausche nur unauffällig dem Gespräch. Sie steckt das Handy weg, schreibt ihm nicht.
Ich stelle mir eine Beziehung vor, die auf diesen Spielchen basiert: Muss ich auch in Zukunft darauf achten, dass mein Partner immer ein bisschen, aber nie zu viel von mir erlebt, um nie genug von mir zu bekommen? Hört das irgendwann auf und geht in eine gesunde Beziehung über und ist dann das Risiko, dass wir einfach nicht zusammen passen, weil wir nicht mit offenen Karten gespielt haben, sondern stattdessen eine Rollte gespielt haben, unglaublich hoch? Möchte ich wirklich eine ernsthafte Beziehung anfangen, die auf solchen Spielchen basiert?
Ich habe Freundinnen, die traurig und enttäuscht darüber berichten, dass sich ihr Date mal wieder seit 2 Wochen nicht gemeldet hat und kaum schreibt er, als er irgendwann Freitag Abend vermutlich nichts zutun und Langeweile hat, sieht die Welt für meine Freundinnen schon wieder ganz anders aus. Willst du gelten mach dich selten klappt also öfter, als es mir lieb ist. Aber sollte es das? Wie sieht denn meine Zukunft aus mit jemandem, der mich als eine Gelegenheit gegen Langeweile sieht? Will ich eine Gelegenheit sein, das beste und bequemste was man im Moment so bekommen konnte, oder der Mensch, mit dem man nach wie vor am liebsten Zeit verbringt? Wir hoffen immer, dass Menschen sich uns zu liebe ändern, aber die traurige Wahrheit ist, du kannst nichts herbeizaubern, wenn nichts da ist.
Ich selbst fand dieses Spiel schon immer wahnsinnig ermüdend und unattraktiv. Ich habe keine Lust, tagelang auf eine Antwort zu warten und schließe ziemlich schnell ab mit solchen Geschichten. Freunde sagen mir, ich sei zu rational. Vielleicht stimmt das sogar, aber oft lässt es mich die Dinge in einem klaren Licht sehen. Als ich meinen Freund damals kennen lernte, haben wir uns so gut wie jeden Tag gesehen. Als er ging fragte er ganz selbstverständlich „und, was machen wir morgen?“. Wenn ich eine Person mag und mit ihr Zeit verbringen möchte, sollte ich ihr das sagen und wenn sie das anders sieht, ist das völlig in Ordnung. Allerdings sollte man seine Zeit und Kraft dann in andere Dinge investieren, ansonsten fällt man schnell in ein Loch und kann vor einseitigen Gefühlen einfach nicht mehr klar sehen. Menschen können Arschlöcher sein und nur weil sie dich nicht so mögen wie du sie heißt das nicht, dass sie es nicht ausnutzen. Der erste Schritt ist zu erkennen, dass du das nicht verdient hast.
Also mein jetziger Freund hat mein Herz genau dadurch im Sturm erobert, dass er bereits eine Stunde, nachdem ich ihm meine Nummer gegeben habe (früh morgens nach einer Party) schon angerufen hat, weil er Angst hatte, ich könnte ihm eine Fake-Nummer gegeben haben. Das war so ehrlich und das tat so gut in dieser Zeit, in der man manchmal glaubt, man müsste sich an irgendwelche Spielregeln halten bzw. „alles richtig machen“, um Glück in der Liebe zu haben. Mir ist es auch schon so gegangen, dass ich einem Typen hoffnungslos verfallen bin, der mich zappeln ließ. Aber daraus wurde eine wirklich ungesunde Beziehung, die mich total aufgezehrt hat. „Meldet er sich?“ wird dann irgendwann zu „Liebt er mich?“ und ich war echt total neben der Spur irgendwann. Keine gute Erfahrung. Von daher: Ich bin da total bei dir.
Liebe Grüße
Christina
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Ich stimme dir komplett zu: einfach machen, wonach man sich fühlt und wenn’s nicht passt, dann passt es eben nicht. Finde diese Spielereien auch einfach nur ermüdend.
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Super Beitrag. Absolut meine Meinung leider bin ich manchmal etwas zu viel von „das Herz auf der Zunge tragen“, aber ich würde im Nachhinein sagen, dass ich so dennoch besser gefahren bin. Eine auf Ehrlichkeit aufgebaute Beziehung ist auf jeden Fall irgendwie einfach mit dem „wissen woran man ist“. Und ich finde es auch weniger verletzend ehrlich gesagt zu bekommen, dass die Gefühle nicht erwidert werden, als wenn ewig mit einem gespielt wird.
PS: auch wenn ich irgendwie dir noch nie ein Kommentar hinterlassen habe, entschuldige dafür, so finde ich dich und deinen Blog und deine Schreibstil und deinen Ideenreichtum, Humor und die Kreativität und vor allem deine Sicht der Dinge einfach richtig überragend und sage deshalb hier einmal Dankeschön an dich
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Supertoller Beitrag, danke dafür! Ich bin ganz deiner Meinung. Bei meinem Ex-Freund lagen die Karten von Anfang an offen auf dem Tisch und es gab kein Warten und keine Spielchen, bis er nach einem halben Jahr damit anfing und ich die Sache dann beendete. Wenn heute Männer mit solchen Aktionen kommen, breche ich die Sache schnell ab und verstehe, dass sich nichts erzwingen lässt und das bestimmt seinen Sinn hat und absolut okay so ist. Es ist schön zu wissen, dass ich nicht alleine mit der Meinung stehe
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Mit diesen Ratschlägen kann ich auch nichts anfangen. Als ob Männer Marsmenschen wären. Entweder hat man Interesse an jemandem oder nicht.
Liebe Grüsse
Sylvia
http://www.mirrorarts.at Foto- & Reiseblog
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Ich stimme dir hundertprozentig zu, ich konnte den Sinn solcher Spielchen auch nie verstehen und habe immer darauf verzichtet. Ich finde es auch so falsch, zu glauben, es wäre ein Schwäche, begeisterungsfähig und enthusiastisch zu sein. Wieso sollte jemand, der weiß, was er will und jemanden gleich anruft und um ein Date bittet, schwach sein? Wieso sollte es einen schwach machen, jemandem klar und deutlich zu sagen, dass man sich in ihn verliebt hat? Mir ist schon klar, dass Liebe verletzlich macht, aber was wäre denn die Alternative? Ich weiß doch lieber gleich, wenn ich bei jemandem keine Chance habe und keine weiteren Gefühle investieren muss, als wochenlang heimlich verliebt zu sein und auf abgebrüht zu machen und dann am Ende sowieso zu erfahren, dass das nie etwas wird. Eine Freundin von mir hat mir kürzlich erzählt, dass sie ihrem Freund höchstens einmal in der Woche sagt, dass sie ihn liebt, weil das ansonsten „zu viel“ wäre. Das kann ich absolut nicht verstehen. Ich bin dagegen „Ich liebe Dich“ einfach so dahinzusagen, ohne es zu fühlen, aber immer, wenn ich „Ich liebe Dich“ denke, sage ich es auch. Laut und deutlich und ja, manchmal mehrfach am Tag. Man kann nämlich nie wissen, wann man es zum letzten Mal zu jemandem sagt und ich fände nichts schlimmer, als dann hinterher zu bereuen, dass ich es nicht gesagt habe. Toller Beitrag Jana! Ich liebe deinen Blog :-*****
Liebe Grüße,
Kerstin
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Du hast so recht! Diese Spielchen sind wirklich out und können gerade am Anfang sehr viel kaputt machen oder verhindern, dass was entsteht. Jeder ist anders und wer gerne schreibt, der sollte das tun.
Liebe Grüße, Milli
(http://www.millilovesfashion.de)
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Ein wirklich super toller Beitrag und ich muss dir einfach in allem recht geben.
Wünsche Dir eine tolle Woche.
Liebe Grüße Lisa
http://www.hellobeautifulstyle.blogspot.de
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Toller Beitrag! Bei dem richtigen sollten keine Spielchen nötig sein, wie du auch sagst.
Ich merke allerdings, wie es leider in zu vielen Köpfen fest sitzt – schade!
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