Demokratie ist eine gute Sache. Ich bin pro Demokratie. Ich bin eindeutig dagegen, dass ein einzelner Mensch oder eine kleine Gruppe entscheidet, was mit einem ganzen Volk passiert. Wir sind keine Schäfchen, die man einfach herumtreibt. Das ist unser Leben und wir haben eine Stimme, ein Recht auf Selbstbestimmung – wir sollten mitbestimmen können, was mit uns geschieht. Theoretisch.
Vorgestern ist mir die Kinnlade runtergefallen. Wie sinnvoll sind eigentlich Volksentscheide? Wie viele von uns beschäftigen sich tatsächlich mit Politik, dass man ihre Meinung als gerechtfertigt ansehen kann? Und wie viele folgen einfach der besten Propaganda, die fröhlich von Millionen und Milliarden erzählt, die gespart werden und ihnen zu gute kommen werden, wenn man nur ihrer Meinung folgt? Wie viele ungebildete Menschen hat so ein Land? Wie viele sind wohl so frustriert, dass sie einfach aus Protest gegen alles sind, was ihnen vorgelegt wird? Flüchten sich in Extreme, weil sie sich nach Lösungen sehnen?
Wo führt so etwas hin?
Das habe ich vorgestern gesehen. Über 17 Millionen Engländer haben dafür gestimmt, die EU zu verlassen, weil ein paar verrückte Politiker ihnen versprochen haben, dass 350 Millionen Euro pro Woche in das Gesundheitssystem der UK fließen werden. Kaum wurde das Ergebnis bekannt gegeben ist alles doch ganz anders und man kann das ja so nicht versprechen und überhaupt ist alles erstmal nicht so einfach. Da stehen sie im Regen, die Wähler. Müssen damit leben, dass der Pfund und die Kurse auf das schlimmste Tief seit 30 Jahren stürzten und fragen sich erst jetzt, was sie da eigentlich getan haben. Etwas furchtbar dummes, und deswegen frage ich mich, ob man euch überhaupt nach eurer Meinung hätte fragen sollen.
Diese Entwicklung macht mir Angst. Ich wohne in einer Studentenstadt. 18 Prozent unserer 300.000 Einwohner sind Studenten und man könnte meinen, dass Menschen, die studieren auch einigermaßen reflektiert sind und während es hier weit nicht so schlimm ist wie in Städten wie Dresden, bekomme ich auch hier trotzdem immer wieder die schlimmsten, unreflektiertesten Meinungen mit. AFD polarisiert und Menschen lieben einfache Lösungen.
„Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf.‘‘
Im Jahr 2015 gab es über 1000 Attacken auf Flüchtlingsheime. 901 hatten einen eindeutig rechtsradikalen Hintergrund. vor einigen Wochen haben Flüchtlinge selbst auf Protest ihre Matratze in brand gesteckt. Furchtbar dumm oder? Idioten gibt es überall. Man könnte meinen hier vielleicht sogar ein paar mehr, angesichts der Tatsache, dass Deutsche in mindestens 90% der Fälle verantwortlich sind, aber das einzige, was ich über Wochen gehört und gelesen habe, war wie scheiße und undankbar Flüchtlinge sind. Man hatte eben ein leichtes Ziel gefunden. Flüchtlinge sind hier eine Minderheit und es ist definitiv einfacher in Schubladen zu denken. Ist einer ein Verbrecher, sind eben alle anderen auch Verbrecher. Benimmt sich ein Flüchtling daneben, haben sie es alle nicht verdient hier zu sein. Raus mit allen! War da irgendwas mit den 90% Attacken auf Flüchtlinge von Deutschen? Darum geht’s jetzt nicht, es ist einfacher erstmal alles auf die Menschen zu schieben, die sich am wenigsten wehren können. Schulhofmobbing im großen Stil halt, darin sind wir alle geübt.
Ich habe Angst. Ich möchte nicht, dass ungebildete Menschen mir und anderen die Zukunft versauen und ich möchte nicht, dass sie sich irgendein Geburtsrecht rausnehmen, weil sie ungebildet sind und schlimme rechte, menschenfeindliche Parteien ihnen Versprechen machen, die sie noch glauben. Brexit ist harmlos dagegen, was uns vielleicht in einigen Jahren bevorsteht, wenn die braune Suppe immer größer wird und uns alle überflutet. Kein Mensch ist illegal. Grenzen sind willkürlich gezogene Linien. Du hast ein gutes Leben nicht mehr verdient als ein anderer. Aber vielleicht denkst du das und deswegen habe ich Angst, vor allem um all die Minderheiten, die wir vielleicht nie hören werden. Ich hoffe, wir haben alle aus der Dummheit der Briten gelernt.
„Es gibt keinen Unsinn, den man der Masse nicht durch geschickte Propaganda mundgerecht machen könnte.“
– Bertrand Russell
Super auf den Punkt gebracht, bin ganz deiner Meinung liebe Jana !!
Ich stimme dir da sehr zu: Volksentscheide sind sicher eine gute Sache, aber es gibt eben Themen, die nicht von Allen entschieden werden können. Zum Einen, weil es Themen gibt, die sehr komplex sind und wo wir die Meinung von Experten brauchen, zum Anderen gibt es Effekte, von denen wir uns auch gerne schnell blenden lassen, so genannte Bias (=Verzerrungen). Da kann ich dir den Artikel von Fetchenhauer et al. empfehlen: http://annahorodecka.eu/downloads/unterschiedeimdenkenvonoekonomenundlaienpwp200.pdf
Demokatrie ist etwas Gutes ja – aber nicht wenn Leute wählen, die keine Ahnung haben. Aber das kann man ja nicht verhindern.
Mir zerreißt es das Herz, wenn ich sehe, dass das Land, welches ich so sehr liebe, sich selbst zerfleischt.
Du wachst auf und die Engländer wollen die EU verlassen, Schottland will die Unabhängigkeit, die Iren denken über einen Reunion nach und über die Börse will ich gar nicht reden. Und der Witz ist : Das ist keiner.
Ich war schockiert als ich gesehen habe, dass DAS Wahlversprechen, warum die Leute für den Ausstieg gevotet hat, wahrscheinlich nie so eintreten wird.
Du hast es einfach auf den Punkt gebracht. Hoffentlich lernen wir alle was daraus und .. es ist eine Mahnung für die Zukunft.
Liebe Grüße
Ann – http://kolonialwarenladen.blogspot.de/
Das Problem mit direkter Demokratie und Volksentscheiden liegt auch im demographischen Wandel.
Die Bevölkerung überaltert und die zahlenmäßig deutlich überlegenen Alten haben in Bezug auf die Zukunft der Jugend eine überwiegende Stimme als die Jugend selbst. Man hats jetzt gesehen beim Brexit. Die Jugend stimmt deutlich für Remain und muss nun am längsten mit dieser Entscheidung leben.
Das schlimme an der Afd ist ja, das sie auch noch sehr oft von Menschen gewählt werden die ihnen eigentlich scheißegal sind, also von Arbeitslosen oder einfachen Arbeitern, wo die Afd ja doch eine Politik für die Oberschicht betreibt. Leider lässt diese Partei sich auch nicht mehr so leicht in die rechte Ecke drängen, wie das bei der NPD ging. Und mich nervt diese Strategie immer etwas Provokantes zu sagen und dann später zu behaupten, man hätte es gar nicht so gemeint. Sehr kritisch sehe ich auch zb das die NRW Afd jetzt komplett die Presse von ihrem Parteitag verbannt.
Leider fällt mir auch nicht mehr dazu ein, was man gegen solche Einstellungen machen kann, außer sich öffentlich dagegen zu Positionieren und über Hintergründe aufzuklären wie du es hier machst.
Und zu der Sache mit den Volksentscheiden: die finde ich eigentlich auch gut, aber wenn sich die Leute erst nach der Abstimmung informieren macht das Ganze wenig Sinn. Parlamente sind allerdings auch nicht immer unbedingt besser, in der Türkei hat ja die Regierung einfach mal allen kurdischen Abgeordneten die Immunität entzogen. Wohin das noch führt, da habe ich auch kein gutes Gefühl bei.
Liebe Grüße
Toller Artikel und endlich traut sich auch mal jemand ein politisches Thema anzusprechen!
Das Fatale an der Sache ist halt das: gesellschaftliche Prozesse sind intersubjektiv und bewegen sich auf einer Metaebene. Dadurch fühlt sich das Individuum übergangen und sucht nach den einfachsten Lösungen auf komplexe Fragen. Stereotypie ist ein Kunstgriff, sich die Dinge so zurecht zu legen, wie man sie benötigt, um am wenigsten drüber nachdenken zu müssen – sagte einst Adorno. Und damit hat er völlig Recht. Interessant ist hierbei immer wieder, dass das Wählerspektrum rechtspopulistischer Parteien eine fortgeschrittene Altersgruppe ist, die meist in ländlichen Gegenden wohnt und einen gewissen, begrenzten Bildungsabschluss hat. Die politische und soziale Realität sieht so aus, dass genau diese Menschen in der Politik sind und die Macht unter sich zentriert haben – dennoch sehen sich die Wähler übergangen. Sie denken immer, sie hätten keine politische Wirkungskraft mehr, ihre Meinung würde niemand hören. Flüchtlingen dagegen wird wahnsinnig viel Machtpotenzial zugeschrieben, dabei sieht die Realität so aus, dass genau diese Leute die wenigste politische und soziale Macht besitzen. Das ist immer wieder ein sehr interessanter Aspekt: ein vollkommen verzerrtes Weltbild, nicht nur ambivalent, sondern richtiggehend umgekehrt. Ich kann da auch nur noch den Kopf schütteln.
Das einzige, was man da eben machen kann, ist selbst aktiv zu sein. Gerade die Intellektuellen sollten sich viel stärker politisch aufstellen. Wir sollten alle immer an die Wahlurnen gehen und der Politik unsere Meinung zeigen. Hier liegt nämlich ein großer Knackpunkt: die konservativen und radikalen gehen immer brav wählen, junge, gebildete Menschen dagegen leider zu wenig. Dumme Leute sind immer vom Recht der eigenen Meinung überzeugt und unterstützen die Parteien, die die einfachsten Lösungen präsentieren. Dabei interessieren sich Parteien wie die AFD einen Scheiß für den kleinen Mann, im Gegenteil. Als Verfechter eines „schlanken Staats“ sorgt sie nur für Privatisierung, für einen mageren Staat. Das, was eigentlich uns allen gehören soll, gehört dann einigen wenigen Firmen, die Profit aus uns schlagen wollen und unser Leben damit diktieren. Ich kann echt nicht fassen, wie man sowas nicht sehen kann.
Toller Artikel! Ein Referendum ist, das ist ja mittlerweile schon allgemein bekannt, eines der undemokratischsten Mechansimen ever, einfach deswegen weil die Leute immer für bzw. gegen etwas anderes voten als um das Thema des Referendum’s an sich!
Am schlimmsten finde ich nicht, dass sie alles glauben, die Massen. Schlimm finde ich dass keiner mehr irgendwas hinterfragt, keiner sich freiwillig mal verschiedene Zeitungen kauft, vergleicht, liest. Die Leute sind denkfaul geworden bzw. bleiben es, obohl informationen mehr als JE zugänglich sind.
Tja! Ich hab am Freitag auf dem Blog nur ein paar Zeilen schreiben können, so traurig und wütend war ich….
Lg aus Paris!
PS: Mich erinnern Referenden immer an irgendeinen Typen, der nun die Möglichkeit bekommt, eine Herzoperation durchzuführen, die an sonsten nur Herzchirchirugen machen dürfen… Herrjee, warum haben wir denn Parlamente, Abgeordnete??? Nein, ich bin ein Fan von der Demokratie, aber ein Referendum macht die Demokratie kaputt!
Schöner Beitrag zum Thema. Das ganze letzte Jahr geht es mir schon so, dass ich mir immer wieder denke: ‚In was für einer Welt leben wir eigentlich?!‘ Der #brexit hat dies wieder verstärkt. Rechtspopulisten lullen eine komplette Bevölkerungsgruppe mit leeren Versprechungen ein, die Alten bestimmen über die Zukunft der Jungen und England bestimmt über Schottland. In Deutschland ist auch die AfD im Vormarsch, rechtes Gedankengut wird verbreitet, Anschläge auf Flüchtlingsheime. Es stimmt mich alles traurig. Und man fühlt sich hilflos. Klar, meine Stimme zählt, aber tatsächlich verliert man den Glauben daran, dass man etwas ändern kann. Manchmal schaue ich mir mein Umfeld an und versuche mich zu beruhigen, dass meine Generation bald alles besser machen wird. Aber ist mein selbst-geschaffenes, eher gebildetes und aufgeklärtes Umfeld repräsentativ? Die Antwort kennen wir wohl alle. Da gibt es genauso die Junge AfD, die jungen Rechten, usw… Wo setzt man also an? Was kann man tun?
Jeder Mensch, der Auto fahren will, muss einen Führerschein machen, damit er nachweisen kann, dass er auch das Fahren beherrscht. Aber niemand muss nachweisen, dass er sich mit der Politik beschäftigt hat, um wählen zu können. (Das wäre auch absolut utopisch, um Gottes Willen, das sollte man wirklich nicht einführen.) Aber viele Menschen lassen sich leider zu schnell durch Manipulation der Politiker beeinflussen, (Beispiel AFD) selbst wenn diese nicht einmal subtil ist. Getreu des Mottos: Der schreit laut. Der hat sicher Recht.
Liebe Grüße
S.
http://cappuccinocouture.blogspot.de/
Schön dass du was dazu gesagt hast, kommt nicht so oft vor auf Lifestyle-Blogs.
Ich lebe seit mehreren Jahren in London und habe diese ganze Geschichte mit wachsendem Horror beobachtet. Ich denke schon seit einem Jahr über Staatsbürgerschaft nach (nach der furchtbaren Wahl letztes Jahr, in der ich keine Stimme hatte) und frag mich jetzt ob das überhaupt noch Sinn ergibt. Ich kenne keinen einzigen Menschen der Leave gewählt hat und hab daher keine Bedenken was meinen Freundschaftskreis angeht, aber wenn ich so Geschichten lese die anderen passiert sind, bin ich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich froh darüber weiß zu sein und im Alltag nicht als „anders“ aufzufallen. Das ist furchtbar, so ging’s mir noch nie, und ich hab Angst um meine Freunde.
Noch schlimmer als die Rassisten finde ich aber diejenigen die Leave gewählt haben und das jetzt bereuen, weil sie dachten ihre Stimme würde nicht zählen oder weil sie aus irgendeinem seltsamen Grund geglaubt haben, dass Tories und UKIP sich einen Dreck um sie scheren. (Nennt mich zynisch, aber meine Einstellung scheint realitätsnaher.) Da kommen mir die Tränen wenn Millionen von uns (Einwanderer, Teenager) keine Stimme hatten. Ich bin so wütend und traurig.
Na ja. Vielleicht lernen wenigstens die anderen Länder daraus.
Und genau deshalb bin ich vehement gegen Volksentscheide. Obwohl ich ein absolut demokratischer und freiheitsliebender Mensch bin. Aber solche Entscheidungen können nicht vom Volk ausgehen … denn das geht zwangsläufig schief!!! Denn der Großteil vom Volk beschäftigt sich nicht mit Politik und sollte deshalb auch nicht darüber entscheiden.
Danke für deinen tollen Post
Ines
Gut geschrieben! Mein europäisches Herz weint seit Freitag morgens. Ich bin Demokratin durch und durch – aber von direkter Demokratie halte ich nichts. Es gibt in unserer komplexen Welt keine Ja oder Nein Entscheidungen und kein schwarz oder weiß. Das wurde den Briten vorgegaukelt. Sie werden mir fehlen. Der andere Punkt, den du ansprichst, macht mir auch Sorgen. Opfer sind schnell gefunden – und diese Unzufriedenheit im Land nervt nur noch. Warum brauchen wir einen Sündenbock? Wofür? Sind wir nicht die, die im Wohnstand schwimmen (und damit meine ich auch die Arbeitslosen, die immer noch in Deutschland auf Krankenversicherung und Stütze zählen können), bei denen Trinkwasser fast umsonst aus der Leitung kommt und wo man einfach Zugang zu Bildung bekommt? Wozu brauchen wir diese Wut, diese Aggression? Ach ich schreibe mich gerade in Rage – sollte selbst einen Artikel schreiben. Danke für deine klaren Worte! Bekenntnisse gegen Fremdenhasst und für Europa tuen Not, wie man wieder mal sieht.
Ich möchte jetzt gar nicht sagen, dass ich nichts von dem teile, was du da schreibst. Ich finde den Brexit auch richtig doof. Aber ungebildeten Menschen das Wahlrecht abzusprechen ist schon ein bisschen schwierig. Zumal Bildung nur bedingt damit zu tun hat, wie vernünftig die (politische) Einstellung ist
Ja, ich weiß was du meinst. Finde ich auch bedenklich und schwierig. Ich hab nur das Problem aufgeführt, eine Lösung habe ich ehrlich gesagt auch nicht. Dafür bin ich dann vermutlich auch wieder zu ungebildet…
Super Artikel.
Du sprichst mir aus vollstem Herzen und leider sehen das nur wenige so wie Du.
Danke für Deine ehrliche Meinung.
total aus dem Herzen gesprochen, danke ich hab mich echt richtig fremd geschämt als ich von dem Ergebnis gehört habe. Und ja, ich finde wir haben nicht die Kompetenz um die Tragweiten solcher Entscheidungen zu verstehen und sollten deswegen so etwas auch nicht entscheiden dürfen. Punkt.
Danke erstmal für diesen wichtigen Beitrag! Ich bin froh dass auch Blogger sich mal politischen Themen widmen!
Das große Problem der Menschheit ist, dass Menschen Angst haben: Angst vor Veränderung, Angst vor (vermeintlich) Fremdem, Angst ihren Besitz zu verlieren etc.
Aus diesen Ängsten heraus, gepaart mit unzureichender Bildung und modernen Rattenfängern (Populisten) die mit scheinbar simplen Antworten (die Ausländer sind Schuld) daherkommen.
Das wirklich traurige ist, dass diese Phänomene schon so gut erforscht sind, aber immer noch nicht dem breiten (eher weniger gebildetem) Publikum bekannt sind. Naja, und Medien wie Bild oder Sun leben schließlich von genau einem solchen Publikum und politische Diskussionen wie die in England tragen auch nicht gerade zu einer vernünftigen Aufklärung bei – ein Teufelskreis.
Mich macht es traurig, dass hier so viele demokratiefeindliche Kommentare stehen (besonders, weil zuvor „Ich bin für Demokratie, ABER…“ steht, das kennt man äquivalent auch von „Ich bin nicht rassistisch, ABER …“). Man kann und darf niemanden das Wahlrecht absprechen, weder Leuten über 65+ noch vermeintlich ungebildeten Menschen (wie will man das überprüfen? Jemand, der einen Doktor in Germanistik hat, hat nicht unbedingt eine ethischere Meinung als jemand, der eine Ausbildung gemacht hat). Also ich finde, da ist niemand in der Position, das zu entscheiden, zumal es sehr willkürlich wäre (und um Willkür Einzelner oder einer Gruppierung zu umgehen, gibt es Demokratie). Ich denke auch nicht, dass Politiker ein besseres Verständnis dafür haben, was die Menschen brauchen. Das liegt zum Einen daran, dass in vielen Ländern Politiker oft korrumpiert sind, sowie schon während ihrer Dienstzeit Verträge und Beziehungen knüpfen für die Zeit nach ihrer Amtszeit (um in einem bestimmten Unternehmen zB in hohe Positionen einzusteigen). Zum Anderen, je länger sie in der Politik sind, desto mehr entfremden sie sich von dem einfachen Bürger. Daher müssen die Interessen der Politiker nicht mit denen der Menschen übereinstimmen (und das tun sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht). Deswegen werden oft Gesetze beschlossen, die sich nachteilig auf die Menschen auswirken (zB im Gesundheitswesen). Deswegen finde ich es sehr sinnvoll, Referenden zu halten, besonders bei so wichtigen Fragen. Über das Ergebnis schmunzle ich auch, aber so läuft es in der Demokratie und die Demokratie ist das fortschrittlichste System, was wir haben.
Hallo Jana,
ich finde es toll, wie du die demokraitschen Entscheidungen mit der rechten Radikalisierung verbindest, das habe ich in meinem Kommentar zum Brexit auch gemacht. Ich habe darin jetzt rückwirkend auf deinen Artikel verlinkt.
Tolles Zitat von Theodor Fontane! Wie treffend!
Grundsätzlich finde ich es sehr gut und wichtig, dass es auch Volksentscheide gibt, das könnte meiner Meinung nach noch ausgebaut werden. Dann würden wir vielleicht mehr politische Richtungen im Einzelnen bestimmen, anstatt eine Partei zu wählen, bei der wir dann immer noch nicht wissen, was genau sie irgendwann in der Zukunft tun und entscheiden wird.
Leider lassen sich „dumme“ Menschen nicht verhindern. Sinnvoll(er) wäre da vielleicht zum Beispiel, nur Entscheidungen mit einer 2/3-Mehrheit zu akzeptieren.
Liebe Grüße, Jean
http://jean-abovetheclouds.com