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Warum das „Ich“ im „Wir“ so wichtig ist

März 27, 2016 - 15 comments

„Hey, hast du Lust heute Abend was trinken zu gehen“ -„Ja, warum nicht, wir kommen dann so gegen 7“ –  Diese unangenehme Ratlosigkeit, wenn diese eine Freundin ganz selbstverständlich bei allen Aktivitäten ihren Freund einspannt und man nicht ganz genau weiß, was man denn jetzt sagen soll. Sage ich ihr, dass wir uns eigentlich mal mit ihr treffen wollten und nicht mit ‚dem Paar‘ oder endet das sowieso im Drama?

Nur weil du in einer Beziehung bist, bist du nicht plötzlich tot. Es sei denn du hast dein eigenes Leben aufgegeben.

Ich habe diese Phase selbst übrigens komplett ausgelassen. Ich bin viel zu gerne Individuum und ich selbst, als dass ich jemals in einem ‚wir‘ hinein schmelzen würde, aber ich habe in meinem Leben einige krasse Paare erlebt. Paare, die so schlimm ineinander verwachsen und verknotet waren, dass sie Grund für einen Freundschaftsabbruch waren.

Die Phase des Verliebt seins ist etwas ganz besonders. Alles ist noch so neu und aufregend und das einzige, an das man denken kann, ist die neue Liebe. Klar schenken wir ihm unsere volle Aufmerksamkeit und jeder hat Verständnis dafür. Dafür sind Freunde da: Phasen miteinander überstehen, Verständnis haben, sich füreinander freuen. Aber was passiert, wenn aus der Phase eine Einstellung wird? Wenn die eine Beziehung so vereinnahmt, dass sie alle anderen Beziehungen auffrisst? Dann haben wir einen Moment zu lang nicht aufgepasst und fragen uns, wo diese tiefe Einsamkeit plötzlich herkommt, die wir uns einfach nicht erklären können.

Weil Freundschaft kein Microwellengericht ist, das man bei Bedarf schnell auftaut.

Was passiert, wenn ich mich so an das Wir gewöhnt habe, dass ich nicht mehr Ich sein kann? Eine Abhängigkeit, die wirklich gefährlich sein kann. Wenn ich meine ganze Welt um einen anderen Menschen herum baue, habe ich selbst keinen Einfluss mehr darauf, wann und ob sie vielleicht einstürzen wird, insbesondere, wenn mein Gerüst aus Freunden und geliebten Menschen nicht mehr dort ist, um mich aufzufangen.

Ich bin unterwegs und trinke ein paar Gläser Wein. Mit Freunden. Und mein Freund? Der ist unterwegs mit seinen Freunden. Morgen sehen wir uns wieder und das ist gut. Dann haben wir uns was zu erzählen und dann sind wir auch mal Wir. Aber ein Wir mit zwei Leben.

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15 Comments

  • Reply Rena März 27, 2016 at 11:23

    Ich denke, es ist enorm wichtig, auch in einer Beziehung eine eigenständige Persönlichkeit mit eigenen Aktivitäten zu bleiben.
    xx Rena
    http://www.dressedwithsoul.com

  • Reply leni März 27, 2016 at 11:38

    ganz viel liebe für diesen post

  • Reply Elena März 27, 2016 at 11:48

    Teilweise sind Paare so aufeinander fixiert, dass sie ganz und gar zu einem einzigen Individuum verschmelzen und das ist das Schlimmste was überhaupt passieren kann! Was ist denn wenn die Beziehung plötzlich auseinander bricht? Wenn man plötzlich merkt dass man komplett alleine ist und zwar nicht nur alleine ohne Partner, sondern auch alleine ohne Freunde weil man vor lauter Liebe das Essentielle im Leben vergessen hat. Dein Post spricht mir total aus der Seele, Individualität ahoi!
    Frohe Ostern wünsche ich dir
    Liebe Grüße,
    Elena
    ________________________________________
    http://saintjeans.de/

  • Reply Lisa März 27, 2016 at 12:31

    Wahre Worte!

  • Reply Susanna März 27, 2016 at 12:37

    Ein ganz wichtiges Thema! Solch eine krass enge Beziehung kann schnell zur psychischen Abhängigkeit werden. Deshalb sollte jeder noch sein eigenes Leben führen. Auch wenn der Partner etwas machen möchte, was man selbst nicht so gut findet. Es heißt leben und leben lassen.
    Ein gesundes Maß an „Wir“ ist top.

    Grüße, Susanna
    __________________________
    http://www.susannavonundzustil.de

  • Reply Helena März 27, 2016 at 13:26

    Ich finde es auch wichtig, eigene Welt nicht hundertprozentig schmelzen zu lassen, eigene Persönlichkeit soll man behalten; schöne Post ; )
    Neue Outfit bei mir, layers in blue : )
    LaMelenaDeLeón

  • Reply Tine März 27, 2016 at 13:27

    Super Artikel, spricht mir total aus der Seele.
    Ich bin in einer sehr glücklichen Beziehung und würde nie auf die Idee kommen auf die Frage „wie geht es dir?“ mit “ uns geht’s gut“ zu antworten. Habe allerdings ein/zwei Freundinnen die das tun, was mich irgendwie immer sehr aggressiv macht

  • Reply Andi März 27, 2016 at 14:26

    Du hast mit dem post so recht, nicht alles ist für immer und wenn es dann vorbei ist, steht man da, ohne eigentlich Persönlichkeit, und weiß nicht was man machen soll.

    Deshalb achte ich mit meinem Partner ganz besonders darauf, dass wir nicht „zu einer Person verschmelzen“.

  • Reply Franzi März 27, 2016 at 16:11

    Also eigentlich kommentiere ich eher selten im Internet, aber ich kann mich gerade so unglaublich mit diesem Post identifizieren. Ich hab 2 Jahre lang solch eine einnehmende Beziehung geführt, obwohl ich genau das nie wollte. Letztendlich habe ich aber meinen Ex-Freund geliebt und ihm war es wichtig wirklich alles gemeinsam zu erleben, also hab ich öfter mal nachgegeben. In den letzten Monaten der Beziehung hab ich dann immer öfter etwas mit meinen Freunden gemacht, während er zu Hause saß, da er sein ganzes Leben nur um mich aufgebaut hat. Ich hab gemerkt, dass ihm das nicht gefiel, aber ich war glücklicher denn je. Eigentlich war ihm alles egal, was nichts mit unserer Beziehung zutun hatte. Er hat Studium, Ernährung. Freunde, Interessen, etc. vernachlässigt. Und dann hab ich vor ziemlich genau 2 Monaten Schluss gemacht, weil ich das Gefühl hatte mich selbst in der Beziehung verloren zu haben und auch meine Gefühle aufgrund der Situation immer weniger wurden. Für ihn ist absolut die Welt zusammen gebrochen. Dass ich Schluss gemacht habe hat ihn absolut aus der Bahn geworfen, weshalb ich mich am Anfang extrem schlecht gefühlt habe. Inzwischen weiß ich aber, dass ich uns beiden damit einen Gefallen getan habe, obwohl es hart war. Trotzdem habe ich aus dieser Erfahrung gelernt und weiß heute mehr denn je was ich in einer Beziehung möchte und was nicht.

  • Reply Anne März 27, 2016 at 16:56

    Toller Artikel.
    Ich habe es ja immer gehasst, wenn eine Freundin dann einen neuen Freund hatte und plötzlich war sie aus meinem Leben verschwunden. Das kann viel kaputt machen. Für alle. Tatsächlich ist dieses Pärchen und Beziehungsthema eine viel große Sache in unserer Gesellschaft. Schon immer. Es wird uns allen suggeriert, dass man einen Partner braucht. Sonst ist man im Leben allein, oder was auch immer. Dabei ist das Leben mit Freunden genau so schön und wichtig! Ich finde auch, man muss autark sein/bleiben! Sonst hat man irgendwann vielleicht mal große Probleme. Wie du es auch schon gesagt hast.

    Liebe Grüße und schöne Ostern!
    Anne von http://augenschmaeuse.blogspot.de/

  • Reply Anonymous März 27, 2016 at 20:55

    Du hast so Recht! Bin auch der Meinung, dass es unglaublich wichtig ist, sein eigenständiges Leben, die eigenen Freunde und die individuelle Persönlichkeit niemals aus den Augen zu verlieren. Sonst gehen nicht nur Freundschaften und der eigene Charakter, sondern auch ganz schnell die Beziehung in die Brüche.

    Liebe Grüße, Joana ♥
    http://www.wildicate.de

  • Reply Janina März 28, 2016 at 13:07

    Ich stimme dir zu hundert Prozent zu. Ich habe die Erfahrung selbst mit einer Freundin gemacht, sie war plötzlich nie mehr dabei und hat sich Dinge verboten lassen. Alles war er nicht mochte war plötzlich doof. Entweder sie war zu Hause oder eben mit ihm. Es ist schön sein Leben mit jemanden zu teilen, doch es ist so wichtig sich selbst und seine Freunde nicht zu verlieren. Man ist nur stark zu zweit, wenn man es auch alleine ist.

  • Reply Rebellious Lace März 28, 2016 at 18:18

    Super geschrieben – und ich weiß genau, was du damit meinst. Dass dein Partner dein Lebensmittelpunkt ist ist ja ganz normal – aber auch das rundherum, also Freunde und Familie gehören dazu. Vor allem kann ich mit meinen Freunden ganz andere Dinge erleben, als mit meinem Partner, oder? Und ich finde es auch schön, wenn man den Partner einmal ein bisschen vermissen kann und wie du auch sagst – sich gegenseitig von seinen Erlebnissen erzählen kann.
    Momentan bin ich die einzige in meinem Freundeskreis, die keinen Freund hat und das ist auch eine ganz neue Erfahrung für mich – da sieht man das auch aus einem ganz anderen Blickwinkel Trotzdem freue ich mich für jede einzelnen, aber leider will keiner von ihnen so richtig mit mir um die Häuser ziehen …

    Alles Liebe,
    Simone
    http://www.rebelliouslace.com

  • Reply Yoyó März 28, 2016 at 20:33

    Immer wieder bei Freunden erlebt, immer wieder nicht verstanden.
    Ich habe absolut nichts dagegen, wenn man seine bessere Hälfte mitbringt oder einen Freundinnen/Freundeabend deswegen ausfallen lässt, aber diese Kandidaten, die nur noch für ihre Beziehung leben gehen mir echt auf den Senkel. Und wenn man mal was zusammen macht, ist Gesprächsthema Nr. 1 der Freund/die Freundin. Uff, also ich versteh dich vollkommen,

  • Reply Malina März 29, 2016 at 21:43

    So krass, dass daran die Freundschaft zerbrochen ist, habe ich es persönlich zwar noch nicht erlebt, aber es kann schon nervig sein, wenn man manche Mädels nicht mehr ohne ihr Anhängsel treffen kann… Dabei ist es so wichtig, dass man neben dem Partner auch noch ein eigenes Leben hat, auf das man sich im Falle eines Falles stützen kann. Ich bin heilfroh, dass mein Freund und ich uns zwar oft sehen, aber jeder seinen eigenen Freundeskreis hat, mit dem jeder viel alleine unternimmt. Und auch ein Stück weit, dass wir beide Hobbys haben, für die sich der jeweils andere nicht so groß interessiert. Denn irgendwas muss man auch einfach für sich alleine haben. Ohne den Partner. Sonst würde ich glaube ich verrückt werden.

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